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Wenn die Liebe unerwartet kommt

Akaashi Keiji x OC
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zu einer neuen Haikyu Geschichte :)
Das hier ist mein erster Ausflug weg von den Karasuno-Krähen.
Als mir diese Idee kam, habe ich mir überlegt, wer der Charaktere würde dazu passen?
Es war Erymea, die sofort Akaashis Name in den Raum geworfen hat - und so, hier ist er ;)

Viel Spaß beim Lesen und ich würde mich über eine Rückmeldung freuen, wie es euch gefällt ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt das späte Hochladen.
Heute hatten wir ein Familientreffen und dadurch ich keine Zeit.
aber hier ist es noch - besser spät als nie ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
hier kommt auch schon das letzte Kapitel von dieser Geschichte - und mit eines meiner liebsten ^^ Komplett anzeigen

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Prolog

“Herzlich willkommen! Wir freuen uns sehr, Sie alle hier bei uns zu begrüßen. Schön, dass sie nicht nur diesen Weg gehen, sondern auch, dass Sie ihn mit uns gehen.”

Keiji Akaashi lässt seinen Blick durch den Raum gleiten, betrachtet die Personen, die ebenfalls wie er hier sind, ehe er wieder nach vorne schaut, wo eine Frau und zwei Männer stehen, die sie gerade begrüßen. Er ist sehr gespannt, was das kommende halbe Jahr für ihn bereit halten wird. Erst vor ein paar Wochen hat er seinen Schulabschluss an der Fukurodani Oberschule in Tokio gemacht. Jetzt ist er in Südamerika, genauer gesagt in Chile. Er wird hier helfen, eine Schule aufzubauen. Etwas, auf das er sehr gespannt ist. Sein Blick huscht erneut durch den Raum und wie vorher schon bleibt er an einer jungen Frau hängen. Ihre Haare haben einen dunkelbraunen Ton und sind etwas länger als ihre Schultern, dazu ein Pony, der ihre Stirn verdeckt. Sie müsste so alt sein wie er und wie er Gesichtszügen zu entnehmen vermutet, ebenfalls Japanerin. Wäre schön, wenn es tatsächlich so wäre. Jemanden aus dem gleichen Land hier zu haben, sich in seiner eigentlichen Landessprache unterhalten können und vielleicht sogar ähnliche Dinge zu vermissen, das ist sicherlich auch etwas, was eventuelles Heimweh schmälern kann. In dem Augenblick dreht sie ihren Kopf und ihre Blicke treffen aufeinander. Ein Lächeln erscheint auf ihren Zügen und ihre grünen Augen blitzen auf. Auch er schmunzelt und es ist, als ob sie beide für diesen Augenblick miteinander verbunden sind. Dann richten sie beide ihre Aufmerksamkeit wieder auf das, was vor ihnen passiert.
 

~🏐~
 

Aufgeregt liegen Kanas Hände ineinander und sie spielt mit ihren Fingern. Es ist so aufregend, hier zu sein. In Chile! Sie kann es immer noch kaum glauben, dass sie das hier wirklich macht. Sie ist so aufgeregt und auch nervös, dass sie kaum der Frau und den beiden Männern lauschen kann, die vor ihnen allen stehen und verschiedene Dinge erzählen und erklären. Sie lässt ihren Blick schweifen und da trifft er auf ein Paar blaue Augen unter dichten, schwarzen Augenbrauen, die direkt auf sie gerichtet sind. Sie blinzelt kurz, ehe sich ein Lächeln auf ihren Zügen ausbreitet. Ein Landsmann! Zumindest wirkt er wie ein Japaner. Dann kann sie in den nächsten sechs Monaten zumindest ihre Sprache nicht verlernen. Als sich auch auf seinen Zügen ein Lächeln ausbreitet, macht ihr Herz einen Satz. Gott, er sieht gut aus. Und genau in diesem Moment fühlt es sich an, als gäbe es nur sie beide hier. Alles um sie herum wird ausgeblendet. Doch dann ist dieser Moment auch schon wieder vorbei und die Stimme der Frau vor ihnen dringt wieder an ihr Ohr. Kana blinzelt erstaunt. Was war das denn? Da blickt der andere, vermutliche, Japaner wieder nach vorne und sie tut es ihm gleich. Trotzdem schlägt ihr ihr Herz bis zum Hals. So etwas hat sie noch nicht erlebt.

Kapitel 1

“Hallo.”

Eine tiefe Stimme erklingt neben Kana, die den Becher, aus dem sie gerade getrunken hat, wieder sinken lässt. Da dieses Wort in Japanisch ausgesprochen wird, ist sie sich sehr sicher, wer dort steht. Sie sieht auf und wieder treffen ihr Blick und der aus den blauen Augen aufeinander. Ein Lächeln erscheint auf ihren Zügen.

“Hallo”, erwidert sie ebenfalls in ihrer Muttersprache. Kurz sehen sie sich nur an, dann hebt er seine Mundwinkel ein Stück und er neigt seinen Kopf.

“Ich bin Akaashi Keiji.”

Schon neigt sie ebenfalls ihren Kopf.

“Mein Name ist Osaka Kana.” Sie richtet sich wieder auf. “Ich hätte nicht damit gerechnet, hier jemand anderen aus Japan zu treffen.”

“Ich auch nicht”, stimmt er ihr zu.

Ihr Herz macht nimmt einen Takt zu. Sein Blick ist durchgehend auf sie gerichtet und schweift nicht einmal zur Seite. Es wirkt, als hätte er wirklich Interesse an ihr. Vielleicht ist es so, vielleicht ist er auch einfach ein guter Zuhörer.

“Wenn ich es richtig verstehe, ist das dann heute auch deine Einführung für den freiwilligen Einsatz hier, oder?”

Sie nickt. “Ja genau. Ich bin gestern Abend in Chile angekommen.”

“Ah, ich auch. Wo genau kommst du denn her?” Akaashis Kopf legt sich leicht zur Seite und auch wenn er recht gefasst wirkt, so kann man Neugierde in seinen Augen aufblitzen sehen.

“Ich komme aus Tokio direkt. Und du, Akaashi?”

Nun weiten sich seine Augen ungläubig und er wirkt erstaunt. “Wirklich aus Tokio?”

Sie nickt erstaunt über seine Aufregung.

“Ich auch!”

“Was? Wirklich?” Er nickt und Kana entkommt ein Lachen. “Das ist ja ein großer Zufall.”

“Du sagst es.” Ein Schmunzeln liegt auf seinen Zügen. “Es ist ja schon mehr oder weniger ein Zufall, dass hier jemand Weiteres aus Japan ist. Aber dann auch noch aus dem gleichen Ort? Ich meine, klar, Tokio ist groß, aber trotzdem.”

“So sehe ich es auch.” Kana nickt zustimmend. “Bist du jetzt auch direkt nach dem Ende der Oberschule hierher gekommen?”

“Ja genau. An welcher Schule warst du denn?”

“An der Nekoma. Und du?”

“Ernsthaft?” Wieder muss Akaashi leise lachen. “Ich bin von der Fukurodani.”

“Okay, die Welt ist wirklich ein Dorf.”

“Das ist sie. Vor allem kenne ich auch ein paar Schüler von der Nekoma.”

“Wirklich?” Kana hebt neugierig ihren Kopf. Sein Blick liegt immer noch direkt auf ihr, doch er wirkt nicht so ernst, wie sie ihn bisher beobachtet hat. Ein Lächeln erscheint auf seinen Zügen, umspielt seine Mundwinkel und lässt ihn gar nicht so emotionslos wirken, wie sie ihn vorher einmal kurz eingeschätzt hat.

“Ja. Ich bin im Volleyballclub gewesen und wir sind Teil der Fukurodani Academy Group, ebenso die Nekoma.”

Ihre Augen weiten sich.

“Oh ernsthaft? Mein Cousin hat auch Volleyball an der Nekoma gespielt. Dann dürftest du ihn kennen, oder? Kai Nobuyuki.”

“Natürlich kenne ich ihn.” Erneut schüttelt Akaashi seinen Kopf. “Kai ist dein Cousin. Kaum zu glauben.”

“Ich kann es kaum glauben, das sich hier nicht nur auf einen anderen Japaner treffe,sondern auch noch auf einen aus meiner Heimatstadt und der dazu noch meinen Cousin kennt. Das ist ja schon kaum zu glauben.” Kana lacht leise. Sie muss Nobuyuki nachher dringend schreiben.

“Das ist es wirklich nicht.”

Die beiden sehen einander an und wieder kann Kana nichts anderes als zu denken, dass er wirklich sehr gut aussieht. Seine schwarzen Haare, die blauen Augen, die in einem regelrechten Kontrast stehen. Schnell dreht sie ihren Kopf zur Seite und streicht sich eigenen Haare hinters Ohr. Sie spürt, wie ihre Wangen warm werden. Hoffentlich leuchtet sie nicht wie eine Ampel.

“Hallo. Dürfen wir uns zu euch gesellen?”, erklingt eine Stimme neben ihnen und eine weitere, die mit einem “Hey”, grüßt. Schon hebt Kana ihren Kopf. Neben ihr und Akaashi stehen ein blonder, hellhäutiger junger Mann und ein dunkelhäutiger, die sie beide angrinsen.

“Natürlich”, antwortete Akaashi mit einem kurzen Blick zu seiner bisherigen Gesprächspartnerin. Er hat sofort ins Englische gewechselt, anders können sie sich mit den anderen Freiwilligen auch nicht unterhalten.

“Ich bin Martin Schmidt aus Deutschland”, stellt sich der Blonde sofort vor.

“Und ich bin Diego Gonzales aus Mexiko.”

“Mein Name ist Osaka Kana aus Japan.”

“Und mein Name ist Akaashi Keiji, ebenfalls aus Japan.”

“Hach, sicher toll, jemanden aus dem eigenen Land zu treffen, oder?”, fragt Diego nach. Schon nicken die beiden Japaner.

“Kennt ihr euch denn? Ihr wart so angeregt in euer Gespräch verwickelt, dass ich gar nicht wusste, ob ich stören soll.” Martin sah sie neugierig an. Schnell schüttelten die Gefragten ihre Köpfe.

“Nein, schon gut”, erwiderte Kana sofort. “Und wir kennen uns an sich nicht, nein. Aber es ist ganz lustig”, schnell sah sie zu Akaashi, der sie ernst anblickte, “tatsächlich kommen wir nicht nur beide aus Tokio, Akaashi kennt sogar meinen Cousin.”

“Wirklich? Ach wie krass.” Diego sieht sie mit großen Augen an.

“Ach, das ist wirklich nur Zufall.”

“Und woher kennst du den Cousin?” Diegos Blick richtet sich auf Akaashi.

“Wir haben beide Volleyball an der Schule gespielt und waren in einer gemeinsamen Academy, bei der sich unsere Schulen regelmäßig zu Übungsspielen und solchen Dingen verabredet haben.”

“Hach, das ist ja lustig. Da müsst ihr einmal, mehr oder weniger um die halbe Welt fliegen, um euch zu treffen. Das hättet ihr auch einfacher haben können, oder?” Martin grinst sie an, entlockt auch ihnen ein Lachen.

“Das stimmt.” Akaashi nickt.

“Ich werde meinem Cousin nachher auf jeden Fall schreiben”, erklärt Kana.

“Dann richte ihm bitte meine Grüße aus.” Akaashi richtet seinen Blick auf sie.

“Das werde ich.”

“Vielen Dank.”

“Ach, nicht dafür.”

“Ah, weshalb wir übrigens auf euch beide zugekommen sind”, unterbricht Martin ihr Gespräch, “wir vier sind in einer Wohngemeinschaft eingeteilt. Und dass ihr die beiden anderen seid, haben wir jetzt einfach mal wegen eurer Namen angenommen, denn ihr seid ja als einziges aus dem asiatischen Raum hier beim Freiwilligen-Projekt.”

Kurz sehen sich die beiden Japaner erstaunt um, aber es stimmt. Sie scheinen wirklich die Einzigen zu sein.

“Dann werden wir die nächsten sechs Monate wohl zusammen wohnen.” Diego grinst sie an.

“Auf ein gutes Zusammenwohnen”, erwidert Akaashi schmunzelnd. Kanas Blick richtet sich auf ihn, während er sich in ein Gespräch mit ihren zukünftigen Mitbewohnern vertieft. Das könnte interessant werden. Und sie freut sich auch darauf, mit ihm zusammenwohnen zu dürfen. Das werden sicher aufregende sechs Monate.

Kapitel 2

“Na, wie läuft es?” Kana lehnt sich an die Wand und blickt zu ihren Kollegen, die gerade im Nebenraum am Arbeiten sind.

“Sehr gut! Wir schaffen das hier auf jeden Fall!” Martins Gesicht ist hochrot, während er versucht, das von ihm Gesagte auch umzusetzen.

“Ach ja?” Die junge Frau muss ein Lachen verkneifen.

“Vielleicht”, antwortet nun Keiji, der bei Martin steht und wie immer recht ernst wirkt.

“Vielleicht? Sei mal nicht so pessimistisch!” Martin schüttelt ungläubig den Kopf.

“Ich würde das nicht pessimistisch, sondern sogar optimistisch nennen”, erwiderte sein Partner, während Kana im Hintergrund laut lachen muss. Keiji sorgt für den ein oder anderen Lacher, vor allem bei ihr. Inzwischen nennen sie sich beim Vornamen, was eher an Martin und Diego liegt. Beide leben in Ländern, wo man sich mit Vornamen anspricht. Das haben sie auch kurzerhand bei ihnen gemacht, da es ihnen nicht bewusst war, wie es in Japan ist. Und da es komisch gewesen wäre, wenn er sie weiterhin Osaka und sie ihn Akaashi nennt, haben sie entschlossen, sich ebenfalls mit dem Vornamen anzusprechen. Etwas, das bei ihm doch irgendwie intim wirkt, immer noch. Sie beobachtet ihren Landsmann nun, während er und Martin weiterkämpfen. Sie mag ihn. Vielleicht sogar ein wenig mehr als nur mögen. Sie ist wirklich ein wenig verliebt in ihn. Zu gut kann sie sich daran erinnern, dass ihre Freundinnen zu Hause noch Witze darüber gemacht haben, dass sie sich verlieben wird, wenn sie im Ausland ist und dann nie wieder nach Japan zurückkehren wird. Das hat sie immer laut stark abgestritten. Wie als ob sie sich hier im Ausland verlieben würde! Wie als ob sie nichts Besseres zu tun hätte … Oh, wenn ihre Freundinnen das jetzt wüssten, die würden sie auslachen. Aber das Positive daran ist doch zumindest schon mal, dass sie nicht im Ausland bleiben wird. Ob sie in den letzten inzwischen über vier Monaten nur Gefühle für ihn entwickelt hat, weil er aus ihrem Heimatland kommt? Er ist für sie eine Verbindung nach Hause. Sie haben auch schon gemeinsam für ihre Wohngemeinschaft und andere der Freiwilligen japanisch gekocht. Etwas, das allen gut geschmeckt hat. Auch ansonsten verbringen sie viel ihrer Zeit miteinander. Vielleicht tatsächlich, weil sie beide aus dem gleichen Land kommen, aber für sie ist er hier ihre engste Bezugsperson.

“Hey Kana”, reißt er sie in dem Moment aus ihren Gedanken. Schon färben sich ihre Wangen rot. Hoffentlich ist ihm nicht klar, dass sie ihn angestarrt hat.

“W-was?”

Ein schiefes Grinsen erscheint auf seinen Zügen.

“Martin und ich haben vorher darüber geredet, dass wir dieses Wochenende vielleicht an den Strand fahren wollen.”

“Oh, das klingt toll.” Kana richtet sich aus. Da sie mehr im Landesinneren sind, waren sie bisher nur zweimal am Strand, aber beide Male war es toll.

“Wir würden dort vielleicht zelten. Pedro meinte, dass er ein paar Stellen kennt, wo das möglich wäre.” Martin sieht an Keiji vorbei, ebenfalls zu Kana. “Wir könnten Freitag nach der Arbeit fahren und dann am Sonntag wieder zurück.”

“Du bist doch dabei, oder?” Keiji hat seinen Blick nicht einen Augenblick von ihr genommen. Schon nickt Kana.

“Auf jeden Fall. Allein damit, überhaupt zum Strand zu fahren, hattet ihr mich schon.”

“Sehr gut. Dann reden wir nachher drüber und planen ein wenig.” Keiji nickt zufrieden, ehe er sich wieder auf seine eigentliche Arbeit konzentriert.

“Super. Dann bis nachher. Ich sage euch, das wird legendär!” Martin grinst breit und schließt sich seinem Partner wieder an. Das hier muss schließlich auch noch erledigt werden.

“Bis nachher.” Kana dreht sich schmunzelnd herum und verlässt den Raum. Oh, das klingt wirklich toll.
 

~🏐~
 

“Wir sind da!” Begeistert beugt sich Kana über Keiji, der auf dem Rücksitz des Autos neben ihr sitzt und starrt aus dem Fenster. Ihre Augen leuchten, während sie das Meer begutachtet.

Keijis Blick ist auf sie gerichtet und seine Mundwinkel heben sich. Es gefällt ihm, dass sie so aufgeht und sich freut. Irgendwie ist es … süß. Auch sein Blick fällt aus dem Fenster hinaus auf das Meer, das sich vor ihnen abhebt. Es wird bereits dunkel, lange werden sie es nicht mehr sehen können. Sie sind losgefahren, nachdem sie ihre Arbeit für heute beendet haben und sind drei Stunden unterwegs gewesen. Ein Gähnen steigt in ihm auf, das er unterdrückt. Die Arbeit ist zwar physisch anstrengend, aber sie tut gut. Es ist angenehm, sich körperlich zu beschäftigen und zu wissen, was er damit erreicht, dass er etwas Gutes schafft.

“Hach, es ist einfach so schön.” Kana beugt sich noch etwas weiter vor, um sich mit beiden Händen an die Fensterscheibe zu lehnen.

Keiji schluckt, denn nun liegt sie auf ihm. Kurz verzieht er sein Gesicht zu einer starren Grimasse, ehe er seine Augen schließt und tief Luft holt. Als er wieder aufsieht, kann er im Rückspiegel des Autos Augustíns Blick erkennen. Man kann diesem eindeutig die Lachfalten ansehen. Seine Augen blitzen belustigt auf. Anscheinend scheint er mehr wahrzunehmen, als es Keiji lieb ist. Schnell dreht er seinen Kopf und sieht ebenfalls zum Fenster hinaus.

“Alles in Ordnung bei euch?”, erklingt da schon Augustíns Stimme mit dem Akzent in der englischen Aussprache. Er ist einer der festen Mitarbeiter des Freiwilligen-Projekts hier in Chile und hat, als Martin auf ihn zugekommen ist, sich kurzerhand als Fremdenführer und Fahrer für ihren Wochenendausflug angeboten. Er ist Mitte zwanzig und damit gar nicht so viel älter als die Freiwilligen, von denen die meisten direkt nach dem Ende der Schule zu dem Freiwilligen-Projekt gestoßen sind. Dadurch sind sie fast alle zwischen 18 und 21 Jahren. Insgesamt sind sie bei diesem Ausflug zu neunt. Nur wenige ihrer Truppe sind nicht mitgekommen. Aber die wo dabei sind, freuen sich alle schon sehr auf die Tage am Meer. Ein wenig entspannen und nicht allzu viel machen zu müssen, klingt nach etwas Gutem.

“Natürlich, alles in Ordnung, Augustín. Es ist so schön, endlich wieder ans Meer zu kommen”, antwortet Kana auf seine Frage und lässt sich wieder in ihren eigenen Sitz zurücksinken, was ihr Nebensitzer mit einem lachenden und einem weinenden Auge auffasst.

“Das glaube ich sofort. Miguel und ich kennen einen perfekten Platz, an dem wir zelten können und da fahren wir jetzt mit euch hin.”

“Ist das ein Campingplatz?” Keiji beugt sich ein wenig nach vorne, blickt wieder in den Rückspiegel, wo Augustíns Augen für einen kurzen Moment erneut auf seine treffen.

“Nein, ist es nicht. Wir gehen direkt an den Strand. Dort gibt es eine Stelle, wo man die Zelte gut aufschlagen kann.”

“Ist es denn in Chile erlaubt, einfach frei zu campen?”

Kana unterdrückt ein Schmunzeln. So ist Keiji einfach. Es muss immer alles seine Ordnung haben.

“Keine Sorge, Keiji. Es ist nicht überall in Chile erlaubt, da hast du recht. Doch es gibt vereinzelte Gebiete, wo man es darf. Und in einem dieser Gebiete ist der Platz, den ich meine. Du wirst es auch gleich sehen.”

“Okay.” Keijis Blick richtet sich wieder zu seiner rechten Seite aus dem Fenster. Als sich gleich darauf erneut ein Oberkörper über seine Beine beugt, kann er nicht anders, als zu lächeln. Ohne dass er groß darüber nachdenkt, legt er eine Hand auf Kanas Rücken und blickt aus dem Fenster. Er freut sich ebenfalls sehr.

Kapitel 3

Die nassen, kühlen Tropfen treffen Keiji ins Gesicht, der sofort seine Hände abwehrend vor sich hält und seinen Kopf zur Seite dreht. Trotzdem muss er lachen.

“Nicht”, bringt er hervor.

“Warum nicht? Kühlt doch schön ab, oder?” Kana tritt durch das Wasser, das ihre Waden umspielt, auf ihn zu. Vor ihm bleibt sie stehen und spritzt ihm noch einmal ein paar Tropfen ins Gesicht. Dann legt sie ihren Kopf schräg und lächelt ihn strahlend an. Kurz ist er wie erstarrt, ehe auch er lächelt. Er bückt sich, streckt seine Hand ins Wasser und spritzt gleich darauf ihr ein paar Tropfen ins Gesicht, was von ihr mit lautem Gelächter bedacht wird. Doch gerade als sie ihre Hände erneut in die Wellen zu ihren Füßen steckt und ihn nass spritzen kann, greift er nach ihren Handgelenken und hält sie fest.

“Kana”, kommt ihr Name über seine Lippen. Beide erstarren. Durch seine Aktion hat er sie näher an sich gezogen, dass sie nun direkt voreinander stehen. Keiji ist sicher fast zwanzig Zentimeter größer als sie, sodass er auf sie hinab sehen müssen. Ihre grünen Augen liegen direkt auf seinen. Ihre Lippen stehen einen kleinen Spalt offen und er kann es nicht unterdrücken, dass er dorthin sieht. Sein Griff um ihre Handgelenke festigt sich und er atmet schneller ein und aus. Sein Herz beschleunigt seinen Takt. Sie ist ihm so unglaublich nahe. Immer noch liegt ihr Blick auf seinem und sie bewegt sich nicht einen Zentimeter von ihm weg. Er ist es, der nach einer gefühlten Ewigkeit seine Handgriffe löst. Er tritt einen Schritt zurück und fährt sich mit einer Hand durch die Haare, die daraufhin kreuz und quer abstehen. Anschließend steckt er beide Hände tief in seine Hosentaschen, sodass er nicht auf irgendwelche dummen Ideen kommt.

“Ich … mag das Meer”, flüstert Kana plötzlich. Erst daraufhin traut sich Keiji wieder in ihre Richtung zu blicken.

“Ja?”, fragt er ebenso leise.

“Ja. Es ist schön. Ich bin wirklich gerne am Meer.”

Auf Keijis Gesicht entsteht ein Lächeln.

“Vielleicht gehen wir beide einfach mal gemeinsam ans Meer, wenn wir wieder in Tokio sind. Was meinst du?”

Mit großen Augen dreht Kana ihren Kopf in seine Richtung.

“Meinst du wirklich?”, fragt sie aufgeregt.

Schon nickt er, immer noch das Lächeln auf den Zügen.

“Ja. Lass uns ans Meer fahren, wenn wir im September zurückkommen. Bevor wir mit dem Studium starten, haben wir ja noch ein paar Tage Zeit. Lass uns die nehmen.”

Sie blinzelt überrascht, dann breitet sich ein strahlendes Lächeln auch auf ihrem Gesicht aus.

“Sehr gerne, Keiji. Lass uns das machen, lass uns beide ans Meer fahren.”

Und dieses Lächeln trifft genau in sein Herz. Weiß sie eigentlich, was sie mit ihm macht?

Noch bevor er weiter darüber nachdenken kann, erklingt eine laute Stimme.

“Kana, Keiji. Kommt ihr? Wir wollen grillen?”

Joana, eine weitere Freiwillige winkt ihnen mit beiden Armen zu.

“Wir kommen”, erwidert Keiji den Ruf und hebt kurz eine Hand in die Höhe, ehe er sie zurück in seine Hosentasche schiebt. Er will immer noch nichts riskieren. Und er befürchtet, irgendwelche dummen Dinge zu machen, wenn er nicht aufpasst. Im Gegensatz zu seinem besten Freund hat er eine gewisse Selbstbeherrschung und die muss er dringend aufrecht erhalten. Es sind nur noch knapp zwei Monate, nicht einmal mehr ganz. Dann kann er weitersehen. Sein Blick richtet sich auf Kana, die immer noch dasteht, ihn nachdenklich ansieht. Das strahlende Lächeln ist verschwunden. Trotzdem zieht sie ihre Mundwinkel nach oben, als seine Aufmerksamkeit auf sie fällt. Sanft stößt sie ihm die Faust gegen den Oberarm.

“Na los, lass uns zu den anderen gehen. Ich habe wirklich einen Kohldampf.”

Sie wirkt normal und das erleichtert Keiji. Er nickt zustimmend und setzt sich neben ihr in Bewegung.

“Ich auch. Na dann, lass uns reinhauen.”

Gleich darauf werden sie lautstark von ihrer Gruppe empfangen und mit einem Gefühl der Erleichterung bei Keiji, begibt sich Kana zu den anderen drei Mädchen, mit denen sie sogleich in ein angeregtes Gespräch fällt.

“Alles in Ordnung bei dir, Keiji?” Augustín erscheint neben dem Jüngeren. Dieser schreckt kurz zusammen, kann so aber auch endlich seinen Blick von Kana lösen. Schnell nickt er.

“Na klar.”

“Gut.” Augustín legt seine Hand auf Keijis Schulter. “Der chilenische Schriftsteller Pablo Neruda sagte einmal, dass die Liebe durch die Erinnerung geboren werde, von der Intelligenz lebe und durch das Vergessen sterbe. Die Liebe ist etwas ganz Besonderes. Vergiss das nie.”

Und damit dreht er sich herum und geht davon. Der Jüngere sieht ihm verwundert hinterher. Was wollte er damit sagen? Liebe … Langsam gleitet sein Blick zu Kana. Die Liebe ist etwas ganz Besonderes …
 

~🏐~
 

“Gott, das mit dem Beachvolleyball war eine dumme Idee!” Ken, ein weiterer Freiwilliger aus den USA lässt sich in den Sand fallen und sieht von seinem Platz aus auf die andere Seite des Netzes. Von dort grinsen ihn Martin, Miguel und Keiji an.

“Warum gemein? Wir haben fair gewonnen”, erklärt Martin.

“Fair? Ihr habt einen Volleyballspieler unter euch! Das hätten wir vorher wissen müssen!”, beschwert sich da auch Augustín.

“So gut bin ich nun auch wieder nicht”, versucht sich Keiji zu verteidigen. Und sofort hat er alle Blicke sicher.

“Nicht gut? Hast du uns nicht erzählt, dass du sogar bei den Nationalmeisterschaften in Japan warst? Und das als Schüler?” Diego zieht seine Augenbrauen zusammen, der Blick aus seinen schwarzen Augen stechend auf seinen Mitbewohner gerichtet.

“Nicht nur das. Sein bester Freund und damaliger Mitspieler ist jetzt doch ein Profispieler in Japan, nicht wahr, Keiji?” Auch Martin sieht diesen an, wirkt dabei aber nicht so finster wie Diego.

Schon nickt Keiji zögerlich und streicht mit seiner Hand durch die schwarzen Haare, die sofort wild in alle Richtungen abstehen.

“Ja, das schon … aber Beachvolleyball ist doch etwas ganz anderes als normaler Volleyball!”, versucht er weiter, sich zu verteidigen.

“Volleyball ist Volleyball, ob jetzt am Strand oder nicht ist völlig nebensächlich”, winkt Augustín ab. Schon richten sich Keijis Augen minimal geweitet auf den festen Mitarbeiter des Freiwilligen-Projektes.

“Das gleiche?” Fassungslos schüttelt er seinen Kopf. “Das sind zwei unterschiedliche Sportarten! Klar überschneiden sie sich bei dem ein oder anderen, aber sogar die Regeln sind anders!”, echauffiert er sich sogleich.
 

Kana, Joana und Suzy, ebenfalls eine Freiwillige aus den USA, liegen ein paar Meter weiter auf Badetüchern und beobachten die Männer bei ihrer Diskussion. Ein Kichern entkommt Ersterer. Auch wenn Keiji nicht mehr wirklich Volleyball spielt, außer in seiner Freizeit, lässt er nichts darüber kommen. Vermutlich liegt das eben an seinem besten Freund, der tatsächlich Profivolleyballer in der ersten Liga in Japan ist. Und wie er nun versucht, den anderen klar zu machen, dass Beachvolleyball und das normale Volleyballspiel unterschiedlich sind, ist schon amüsant. Und er ist unglaublich süß dabei. Und unglaublich gut aussehend. Ihr Blick richtet sich auf seine Bauchmuskeln, die mehr als nur zur Geltung kommen, da sie alle Badekleidung tragen.

“Hey Kana, du sabberst ja gleich”, richtet Suzy belustigt an sie.

“Was? Ich sabbere doch nicht!” Die Angesprochene, die auf dem Bauch liegt, hebt ihren Kopf und sieht neben sich zu Suzy. Zwischen ihnen befindet sich Joana, die ebenfalls schmunzelt.

“Oh, ich wäre mir da nicht so sicher”, mischt auch sie sich in das Gespräch ein.

Kurz überlegt Kana, ob es Sinn macht, nun etwas Falsches zu behaupten, doch sie entscheidet, dass das ihre Mühe nicht wert ist und zuckt mit ihren Schultern.

“Warum auch nicht? Ich meine, sieht er nicht gut aus? Ganz ehrlich, ihr habt ihn doch auch schon angestarrt.”

Kurz wechseln Suzy und Joana einen Blick, ehe beide grinsen.

“Okay erwischt. Ja, habe ich. Wie du sagst, Keiji sieht schon gut aus. Egal, ob jetzt Beach- oder normaler Volleyball, es hat ihm gutgetan.”

“Oh ja, das hat es. Ich meine, die anderen sind auch nicht unansehnlich, aber Keiji ist etwas, hmm, netter anzusehen. Ich dachte immer, dass ihr Japaner ganz weiß seid. Bloß keine Sonne. Aber ihr beide habt ja schon ein bisschen Farbe.” Suzy richtet ihre Aufmerksamkeit von den Männern wieder auf Kana zurück. Diese schmunzelt auf die Frage.

“Ja, schon ein wenig. Japaner haben meist hellere Haut, dementsprechend ist die Sonne sowieso ab und an zu viel für uns. Aber da ist auch noch die gesundheitliche Frage - es kann Krebs verursachen - und daher wird eben gut aufgepasst. Aber inzwischen gehen auch wir mehr in die Sonne. Und manch einer nimmt eben etwas Farbe mit.”

“Geht ihr dann gar nicht an den Strand?” Joana sieht sie mit großen Augen an. Schon lacht Kana.

“Oh doch, das tun wir. Aber wir cremen uns vorher gut mit Sonnencreme ein und sind auch nicht in der Mittagshitze draußen. Wir achten schon gut drauf.”

“Na das wäre ja noch schöner”, murmelt die Spanierin und sieht wieder zu den Männern. “Ohne Sonne wäre das Leben echt trostlos.”

“Ja, das stimmt.” Suzy lacht leise, ehe sie ihr Kinn auf ihren Unterarmen abstützt. “Und Kana, wann sagst du Keiji endlich, dass du ihn magst? Also mehr als nur platonisch?"

Deren Augen weiten sich überrascht, ehe sie schief grinst. So wie sie Suzy kennengelernt hat, hat diese ins Schwarze hinein geraten, aber direkt getroffen. Sie grinst schief.

“Mal schauen.”

“Du magst ihn also echt?” Suzy hebt ihren Kopf wieder und sieht Kana ungläubig an. Diese lacht auf.

“Was denn? Du hast es doch schon längst vermutet.”

“Das schon, aber … okay, finde ich echt gut. Ihr beide würdet ein süßes Paar abgeben.”

Auch Joana lächelte. “Das sehe ich auch so. Und das beste, ihr kommt beide nicht nur aus dem gleichen Land sondern auch noch aus dem gleichen Ort. Ihr könnt also auch nach dem Freiwilligen Projekt weiterhin Zeit miteinander verbringen.”

“Das stimmt.” Kana lässt ihren Kopf auch sinken, legt ihn auf ihre Oberarme und sieht zu den jungen Frauen neben sich. “Aber wer weiß, ob er mich auch mag.”

“Und ob er dich mag!”

“Wenn nicht, dann fresse ich einen Besen zum Frühstück.”

Bei den entschlossenen Blicken der anderen beiden muss Kana laut lachen.

“Okay, das klingt überzeugend.” Ihr Blick richtet sich auf den jungen Mann, um den es geht. Vielleicht sollte sie es ihm wirklich bald sagen. Es wäre schön, die letzten Wochen hier als Paar zu verbringen.

Kapitel 4

“Hach, ich will morgen nicht nach Hause fahren. Hier ist es einfach so schön.” Ein lautes Seufzen entkommt Kana. Ihr Blick ist auf das Meer gerichtet, in dem sich sowohl die Sterne als auch der Mond spiegeln. Keiji läuft mit ein wenig Abstand zu ihr. Während ihre Füße durch die Wellen gleiten, geht er durch den Sand, wo ihn das Meer nicht treffen kann.

“Das stimmt. Aber wir werden so etwas wieder machen.” Ihr Kopf dreht sich in seine Richtung und obwohl es dunkel ist, ist ihm bewusst, dass sie ihn anblickt. “Das habe ich doch versprochen, oder?” Er lächelt, ist sich sicher, dass sie es erkennen kann.

“Das werden wir.” Auch in ihrer Stimme spiegelt sich ein Lächeln.

“Und noch sind wir ja ein wenig hier in Chile. Wir können sicher noch mal ans Meer fahren. Vielleicht sollten wir probieren, das die letzten zwei Monate noch mindestens zweimal zu machen.”

“Du meinst also einmal im Monat?”

Ein leises Lachen erklingt.

“Ja. Mindestens.”

“Damit kann ich gut leben.” Kana ist zufrieden, als sie wieder aufs Meer hinaus blickt. An dieses Bild könnte sie sich gewöhnen. “Keiji?”

“Ja?”

“Meinst du, wir können dann auch mal abends oder nachts an den Strand?”

“Hmm … wir könnten auch dort zelten. Falls du das willst.” Immer noch ist seiner Stimme ein Lächeln anzuhören. Allein die Vorstellung, mit ihr auch in Japan Zeit zu verbringen, gefällt ihm mehr als nur gut. Es wäre schön. Er will nicht, dass ihre Zeit endet. Zum Glück kommt sie nicht nur aus dem gleichen Land wie er. Wer weiß, vielleicht mag er sie nur so sehr, weil sie ebenfalls Japanerin ist. Und weil es möglich ist, dass sie sich nach dem Freiwilligen-Projekt immer noch sehen können. Er freut sich darauf, sie in Japan besser kennenzulernen. Er hat fest vor, sie nach einem Date zu fragen, wenn sie wieder zurück sind.

“Das klingt toll.” Auch in Kanas Stimme ist ein Lächeln zu hören.

“Finde ich auch.” Keiji steckt seine Hände in die Hosentaschen seiner Shorts. Das hier, dass sie das mehr oder weniger ausmachen, bedeutet, dass sie sich auf jeden Fall wiedersehen werden.

“Ich weiß zwar, dass ich das alles hier vermissen werde, aber ich freue mich auch auf Japan. Das leckere Essen. Oh Gott, ich vermisse so ein richtig gutes Tonkotsu Ramen, am liebsten so, wie meine Oma es zubereitet.” Kana seufzt auf und lässt ihren Kopf in ihren Nacken fallen. “Ich muss aufhören, daran zu denken. Schon allein bei den Gedanken daran läuft mir das Wasser im Mund zusammen.”

“Oh fang nur nicht damit an, sonst will ich es auch haben.”

"Vielleicht …”, Kana schluckt. Das ist ihre Chance, oder? “Vielleicht sollten wir auch essen gehen, wenn wir beide wieder zurück sind.”

“Ja, klingt gut. Ich kenne ein gutes Ramenrestaurant. Lass uns einfach dorthin gehen.” Keiji tritt ebenfalls ins Wasser, bleibt stehen, als er das kühle Wasser an seinen Füßen spürt. Einen Augenblick fröstelt es ihn. Es ist kühl. Aber gut, es ist auch mitten in der Nacht und dunkel. Ein Teil von ihnen ist schon ins Bett, weil es spät ist. Kana wollte noch mal eine kleine Runde am Stand spazieren gehen und da ist er natürlich mitgegangen. Aus verschiedenen Gründen. Dass er sich auch noch bewegen wollte. In der Schule hatte er jeden Tag Training, dass das nun nicht mehr so ist, merkt er. Er braucht die Bewegung einfach. Auch noch mal am Strand zu spazieren gefällt ihm. Und der wichtigste Grund ist ihre Gesellschaft. Er genießt es sehr, in ihrer Nähe zu sein.

Kana sieht in der Zeit aufs Meer hinaus. Ihr Herz schlägt unglaublich schnell und sie ist sich sicher, dass ihre Wangen hochrot sind. In ein Ramenrestaurant gehen - sie beide. Etwa ein Date? Sie dreht ihren Kopf, blickt nun Keiji an, der ebenfalls ins Wasser tritt. Er bleibt erneut stehen und sie kann erkennen, wie er seine Schultern hochzieht, ehe er sie wieder sinken lässt.

“Kalt?”, fragt sie und schmunzelt.

“Ein wenig”, erwidert er und man kann ihm ebenfalls ein Schmunzeln anhören.

“Dann solltest du dich daran gewöhnen.” Und ehe Keiji reagieren kann, hat sich Kana gebückt, ihre Hand ins Wasser gesteckt und bespritzt ihn mit kaltem Meerwasser. Ein erschrockenes Keuchen ist zu vernehmen, dann macht er einen Satz nach vorne und ergreift ihren Arm, zieht sie zu sich.

“Ich sollte dich dafür echt reinwerfen”, bringt er hervor und schüttelt sich ein wenig. Wie ein Hund, der das Wasser loswerden will.

“Was? Nein, bitte nicht. Bitte nicht, Keiji!”, erklingt flehend Kanas Stimme und auch wenn es im Dunkeln schwer zu erkennen ist, ist er sich sicher, dass sie einen Hundeblick aufgesetzt hat und muss wie so oft, wenn er mit ihr zusammen ist, schmunzeln. Er löst seine Hand von ihrem Arm und legt sie unbewusst auf ihre Seite.

“Sei froh. Mein bester Freund hätte gar nicht darüber geredet sondern doch schon sofort ins Meer geworfen. Er ist so der Typ: erst handeln, dann denken. Hat uns schon in die ein oder andere dumme Situation gebracht, das kannst mir glauben.”

Ein Kichern entkommt ihr.

“Oh, das glaube ich auch. Wer weiß, vielleicht lerne ich ihn ja mal kennen.” Zum Ende ihrer Aussage hin wird Kanas Stimme unsicher. Es kann gut sein, dass er das gar nicht will …

“Hmm, ich denke schon. Aktuell spielt er bei den MSBY Black Jakals, die sitzen in Higashiosaka in Osaka. Aber ab und an ist er auch in Tokio. Spätestens zu meinem Geburtstag im Dezember wird er mit ziemlicher Sicherheit da sein. Und ich muss auf jeden Fall etwas zu meinem Geburtstag organisieren, eine kleine Feier oder so. Wenn ich es nicht mache, macht er es und das ist dann immer sehr viel mehr als übertrieben. Also schaue ich lieber selbst, was ich haben mag. Da könnt ihr euch ja kennenlernen.”

Wieder macht Kanas Herz einen Satz. Er will, dass sie seinen besten Freund kennenlernt. Sie erinnert sich, was Joana und Suzy heute zu ihr gemeint haben: Sie soll es Keiji bald sagen. Und wie schön es wäre, wenn sie hier auch noch Zeit als Paar miteinander verbringen könnten. Sie nimmt ihren Mut zusammen und legt ihre Hände auf seine Brust. Diese fühlt sich hart und durchtrainiert unter seinem Shirt an. Und sie weiß ja, dass das nicht nur ein Gefühl sondern auch eine Tatsache ist. Ohne es bewusst zu machen, lässt sie ihre Finger ein kleines Stück tiefer streichen. Keiji schluckt schwer und seine Hand an ihrer Seite verstärkt ihren Griff. Kana legt ihre Hand flach auf seine Brust und spürt an ihrer Handfläche, wie stark sein Herz dagegen schlägt. Langsam hebt sie ihren Kopf, sieht im Dunkeln zu ihm auf. Sie kann erkennen, dass seine Augen aufblitzen und auch spüren, wie sein Herzschlag zunimmt. Das hier lässt ihn also nicht kalt. Das ist gut, oder? Sie sind hier, nur er und sie. Sie beide allein. Es ist perfekt, fast romantisch. Am Strand, im Meer, bei Mondlicht. Sicherlich gibt es wenige romantischere Geschichten für einen ersten Kuss. Ihre Augen huschen zwischen seinen hin und her, versucht zu erkennen, was er empfindet, ob er es auch so sieht. Und da senkt er seinen Kopf, kommt ihr näher. Ihr Herzschlag nimmt zu, ihr Herz schlägt unglaublich schnell gegen ihren Brustkorb. Kanas Hände halten sich an seinem Shirt fest, seine zweite Hand legt sich auf ihre andere Seite. Sie steht auf die Zehenspitzen, kommt ihm ebenfalls näher. Das hier, sie beide. Nichts hat sich je richtiger angefühlt, als sie und er gemeinsam. Ihre Augenlider schließen sich flatternd. Sie spürt die von ihm ausgehende Wärme bereits auf ihren Wangen, gleich darauf auch seinen warmen Atem, der über ihre Lippen streicht. Erwartungsvoll öffnet sie ihren Mund ein kleines Stück. Jetzt. Jetzt ist es tatsächlich so weit! Sie werden sich küssen, zueinander finden. Und sie müssen sich nicht trennen, wenn das Freiwilligen-Projekt vorbei ist. Sie können zusammen nach Japan zurückkehren und ihr gemeinsames Leben im zukünftigen Alltag aufnehmen. Das hier ist wie ein Traum, der wahr wird. Und sie kann es nicht erwarten! Und gerade als sie sich sicher ist, dass sie seine Lippen spürt, dass diese ihre berühren, federleicht, so zart, dass sie sich fast unsicher ist, lösen sich seine Hände von ihren Seiten und die Wärme, die er gerade noch auf sie ausgestrahlt hat, ist verschwunden. Verwirrt öffnet Kana ihre Augen, nur um zu erkennen, dass Keiji ein paar Schritte nach hinten gegangen ist. Es fühlt sich an, als würde sich eine Faust um ihr Herz legen und dieses zusammenpressen. Schmerzhaft zusammenpressen.

“Es tut mir leid”, ertönt seine Stimme. Sie klingt ebenfalls gepresst.

“Keiji …”, bringt Kana mit trockener Stimme hervor. Sie kann nicht viel von ihm erkennen. Langsam lässt sie ihren Kopf sinken, schlingt ihre Arme um ihren Oberkörper, will am liebsten aus dieser Situation verschwinden. Vor wenigen Sekunden noch hat es sich wie ein Traum angefühlt … und jetzt ist es ein Albtraum. “Es … es tut auch mir leid. Ich wollte nicht …” Sie weiß nicht, was sie sagen soll, hält stattdessen lieber den Mund und schweigt.

“Kana … Es …” Er scheint fieberhaft nachzudenken. “Bitte”, bringt er schließlich hervor, “es tut mir wirklich leid, aber ich denke … Das hier, das zwischen uns beiden. Ich bin wirklich froh und dankbar, dass du auch hier bist. Ohne dich wäre es nicht so toll, wie es ist. Aber … ich denke, das hier, das ist nicht gut. Wir beide, wir arbeiten nicht nur zusammen, wir wohnen auch zusammen. Und das wird alles unnötig kompliziert machen.”

Langsam hebt Kana wieder ihren Kopf, lässt ihre Arme jedoch immer noch um ihren Oberkörper geschlungen. Kompliziert? Das denkt sie nicht. Aber … Er klingt gefasst, wie als ob er sich darüber schon Gedanken gemacht hat und sich alles genau überlegt hat. Seine Stimme klingt fest. Wenn das seine Meinung ist, dann muss sie die akzeptieren. Sie wird ihn schließlich nicht dazu zwingen können, dass er sich in sie verliebt.

“Okay”, murmelt sie und dreht sich herum. “Lass uns zurückgehen, dass wir schlafen können.” Sie läuft los, kommt jedoch nicht weit, als sich seine Hand zum wiederholten Male an diesem Abend um ihren Arm schließt.

“Kana, warte kurz. Weißt du, es ist nicht so, als ob ich dich nicht mag … Aber …” Keijis Stimme klingt bei dieser Aussage nicht mehr ganz so gefasst wie zuvor.

“Schon okay, Keiji. Du musst dich und deine Gefühle nicht erklären. Du hast bis zu einem bestimmten Punkt recht. Wir arbeiten und wohnen zusammen. Es würde alles nur unverhältnismäßig verkomplizieren. Also mach dir jetzt keine Gedanken und lass uns einfach gehen, ja?”

Kana zieht ihren Arm aus seinem Griff und läuft wieder los. Sie wartet nicht darauf, ob er ihr folgt. Er wird den Weg im Notfall schon selbst finden. Und sie will einfach nur in ihr Zelt, sich dort in ihren Schlafsack verkriechen und ihr Gesicht in ihr Kissen drücken, um all die Tränen zu weinen, die in ihren Augen brennen.
 

Sie verbringen den Weg bis zu ihren Zelten schweigend. Als sie dort ankommen, streckt Keiji, der hinter Kana gelaufen ist, seine Hand nach ihr aus. Und kurz bevor er sie erreicht, ertönt von ihr, ohne dass sie sich umdreht, ein “Gute Nacht”, und dann ist sie auch schon in ihrem Zelt verschwunden. Langsam lässt er seine Hand sinken und ballt sie zu einer Faust. Er weiß nicht, ob das die richtige Entscheidung war. Auch wenn die logische Seite in ihm es genauso sieht, wie er es ihr gesagt hat. Er will die Zeit hier nicht verkomplizieren. Er will sie in Japan richtig kennenlernen und dort mit ihr ausgehen. Mit ihr auf Dates gehen. Und sie dann auch küssen. Ein leises Seufzen entkommt ihm. Ein paar Minuten schaut er noch auf das geschlossene Zelt vor sich, ehe er sich herumdreht und in sein eigenes geht. Irgendwie ist er sich sicher, dass er diese Nacht nicht sonderlich viel Schlaf finden wird …

Kapitel 5

“Hey Kana.” Zögerlich tritt Keiji zu ihr. Schon dreht sich ihr Kopf in seine Richtung. Doch anstatt dass ihr Blick auf ihm zu ruhen kommt, dreht sie ihn gleich wieder.

“Kann ich etwas für dich tun?”, fragt sie und widmet ihre Aufmerksamkeit erneut der Aufgabe, die vor ihr liegt und die sie heute noch erledigen will.

“Ich wollte nur kurz fragen, ob du vielleicht Hilfe brauchst”, fragt Keiji ebenso zögerlich, wie er zu ihr gekommen ist.

“Danke, aber ich schaffe es schon.”

Die Antwort lässt sein kleines und auch ein wenig mühsames Lächeln schwinden. Seine Schultern sacken herunter. Seit er sie nicht geküsst hat, ihr auch gesagt, dass er es aktuell für den falschen Zeitpunkt hält, hält sie Abstand zu ihm. Und das belastet ihn, auch wenn er sich immer noch sicher ist, dass das genau die richtige Entscheidung ist. In Japan würde es anders werden. Dort würden sie miteinander ausgehen und sich küssen. Ihr weiteres Leben zusammen verbringen, da ist er sich sicher. Aber bis dahin …

“Okay, dann schaue ich mal nach Diego. Oh, und denkst du daran, dass wir heute den Filmabend in der WG haben? Ich würde nachher noch nach Chips und so einem Zeug schauen.”

“Ohhh.” Und nun richtet sich Kanas Blick doch auf ihn. “Schaust du, ob du die mit …”

“Balsamico mitbringst? Natürlich, mache ich. Ich weiß doch, dass du diese am liebsten magst.”

Mit dieser Aussage und auch Aufmerksamkeit entlockt er ihr nun doch ein Lächeln.

“Vielen Dank, Keiji”, richtet sie ernst an ihn.

“Nicht dafür, Kana.”

Ein Schauer läuft über seinen Körper, ein sehr angenehmer. Kanas Augen liegen immer noch auf seinen, lassen sein Herz schneller schlagen. Sie ist so schön.

“Wenn du willst”, bringt er hervor, nachdem er hat schlucken müssen, “können wir nachher auch kurz zusammen einkaufen gehen. Und wenn wir beide das Geld ausgeben, dann können wir auch den Film entscheiden.”

Man kann Kana ansehen, dass sie darüber nachdenken muss. Doch schließlich hat sie eine Entscheidung getroffen und nickt.

“Ja, gerne.”

“Okay, dann um 17 Uhr am Eingang vorne?”

“Ja.”

Auf dieses kleine Wort macht Keijis Herz einen Satz. Gut, sie will Zeit mit ihm verbringen. Das beruhigt ihn.

“Dann bis nachher.” Und damit verabschiedet er und macht sich auf dem Weg zu Diego. Vielleicht kann er diesem noch helfen.

Kaum dass er den Raum verlassen hat, wagt Kana einen Blick über die Schulter. Ihr Herz schlägt so unglaublich schnell. Eigentlich war ihr erster Gedanke, dass sie sich eine Ausrede einfallen lässt, um ihrem wöchentlichen Ritual von einem gemeinsamen, wohngemeinschaftlichen Filme schauen und damit Keiji aus dem Weg zu gehen. Sie hätte sich sicherlich auch bei Joana und Suzy einquartieren können. Doch stattdessen hat sich nicht nur das zugelassen sondern auch noch, dass sie sogar mit Keiji einkaufen geht. Aber … ist es nicht die richtige Entscheidung? Immerhin will sie ihm aus dem Weg gehen. Seine Rückweisung steckt ihr immer noch in den Knochen, auch wenn es schon fast zwei Wochen her ist. Sie seufzt leise. Es war eine dumme Idee, sich in ihn zu verlieben. Vielleicht ist es besser, normal und wie bisher mit ihm umzugehen. Sie sind Freunde gewesen, wäre doch gut, wenn sie das wieder sein könnten. Immerhin, wie er ganz richtig gesagt hat, arbeiten sie nicht nur zusammen, sondern wohnen auch noch gemeinsam in einer WG. Sie sollte ihre verletzten Gefühle nicht über alles andere stellen. Doch, es wird schon gehen. Es muss einfach. Und um wieder normal sein zu können, ist es ein guter Anfang, mit ihm nicht nur den Film anzuschauen sondern zuvor auch noch gemeinsam einkaufen zu gehen. Und sich mit dieser Entscheidung gut fühlend, macht sich Kana erneut an ihre Aufgabe.
 

~🏐~
 

Das Glas in seiner Hand wird fest umklammert, Keijis Fingerknöchel treten schon weiß hervor. Er kann dieses Bild nicht ausstehen! In den letzten Wochen seit seinem Korb hatten er und Kana es geschafft, sich aneinander anzunähern. Sie unterhalten sich wieder, verbringen Zeit miteinander und auch nur zu zweit. Er ist froh darüber. Es wäre schön, wenn sie ihre Freundschaft weiter festigen, ehe sie in Japan hoffentlich weitergehen können. Aber das jetzt, das will er nicht sehen. Er runzelt seine Stirn und knirscht mit seinen Zähnen. Sein Blick ist auf die andere Seite des Zimmers gerichtet. Dort steht sie. Die Person, die sein Herz, ohne dass es ihr bewusst ist, in ihren Händen hält. Kana steht neben dem Neuen, der erst vor einer Woche beim Freiwilligen-Projekt begonnen hat. Sie lacht laut über etwas, das er gerade gesagt hat, hängt ihm regelrecht an den Lippen, als sie sich etwas näher zu ihm beugt und ihm ihre Hand auf den Unterarm legt. Auch er lacht, legt seine freie Hand auf ihre auf seinem Arm. Keiji presst seine Zähne noch fester aufeinander. Kanas Augen leuchten, während sie diesen Immanuel ansieht. So hat sie bisher nur ihn angesehen, oder? Sie soll niemand anderen so ansehen!

“Hey, alles okay bei dir?” Diego lässt sich neben Keiji auf einen Stuhl fallen. Sofort dreht dieser seinen Kopf zur Seite und tatsächlich färben sich seine Wangen ein wenig rot.

“Klar”, nuschelt er, ehe er einen Schluck von seinem Glas nimmt.

“Mensch, der Neue hängt sich bei Kana echt rein, oder? Die flirten ja richtig”, stellt Diego fest, ohne sich dabei bewusst zu sein, dass er diesem damit das Messer nicht nur tiefer ins Herz sticht sondern auch noch darin herumwühlt.

Kana und Immanuel flirten? Schon verdüstern sich Keijis Augen. Ernsthaft? Boah, er kann diesen Typ wirklich überhaupt nicht ausstehen!

“Zum Glück wohnt er nicht bei uns in der WG”, spricht Diego weiter, nimmt Keijis Ausstrahlung immer noch nicht so richtig wahr. “Ich meine, du und Kana, ihr beide seid ja schon immer sehr aufeinandergehangen und ich würde auch behaupten, ihr beide habt miteinander geflirtet, aber das da ist schon sehr viel heftiger. Dass die sich nicht schon die Zunge in den Mund schieben …”

Bei dieser Vorstellung weiten sich Keijis Augen und sein Herz zieht sich unangenehm zusammen. Während sich seine Finger wieder um sein Glas herum verkrampfen, steht er abrupt auf.

“Ich muss eine Runde an die frische Luft”, knurrt er, stellt sein Glas auf einer Oberfläche ab und verlässt fluchtartig den Raum. Er kann das nicht weiter mit ansehen. Kana … sie … er will doch … Nein, er muss aufhören, sich darüber Gedanken zu machen. Es sind nicht einmal mehr vier Wochen, dann geht es zurück nach Japan. Und dort wird er ihr sagen, dass er mit ihr ausgehen will. >Wenn sie bis dahin nicht mit Immanuel zusammen ist<, schießt es ihm durch den Kopf. Zum wiederholten Mal an diesem Abend kneift er seine Augen zusammen und schüttelt seinen Kopf, um die Bilder zu vertreiben, die automatisch vor seinem Inneren Auge. Er will es sich nicht vorstellen, wie sie einen anderen küsst. Er will es weder sehen, noch es miterleben. Kurz machen sich Zweifel in ihm breit, ob es richtig war, ihr vorerst einen Korb zu geben. Vielleicht hätte er ihr direkt sagen sollen, dass er sie sehr mag und dass er das auch gerne vertiefen will, aber erst in Japan. Nachdenklich runzelt er seine Stirn, ehe er sich abrupt umdreht. Doch, das wird er jetzt noch machen. Ihr sagen, dass er sie sehr mag und in Japan auf ein Date mit ihr gehen will. Und dann wird sie hoffentlich auch Abstand zu diesem Immanuel nehmen. Und mit diesem Plan im Kopf macht sich Keiji auf den Rückweg.

Kapitel 6

“Hey Martin, wo ist denn Kana?”

Der Angesprochene dreht sich zu Keiji um, der sich fragend im Raum umsieht. Doch weder Kana noch Immanuel sind zu sehen.

“Die beiden wollten in unsere WG. Aber keine Ahnung, warum.”

Keijis Herz fühlt sich an, als würde es stehen bleiben. In der WG - nur die beiden? Weitere Bilder erscheinen in seinem Kopf.

“Ah”, bringt er hervor, bemüht sich, dass seine Stimmung nicht seinem Tonfall zu entnehmen ist, “gut. Ich gehe auch mal.” Und schon ist er weg. Martin sieht ihm nur noch verwundert nach.
 

~🏐~
 

Nach ein paar Minuten öffnet Keiji die Wohnungstüre seiner Unterkunft. Erst hört er ein dunkles Lachen, in das gleich darauf ein helles mit einsteigt - Kana.

“Jetzt komm schon. Mach einfach.”

“Meinst du, Manu? Ich weiß nicht so recht.”

“Zier dich doch nicht so. Bin doch nur ich.”

“Stimmt. Hast ja recht.” Wieder lacht Kana auf.

Wollen die beiden etwa …? Nein, das wird er nicht zulassen! Schon stürmt Keiji in das kleine Wohnzimmer ihrer WG.

“Weg von ihr”, knurrt er Immanuel an und stürmt auf diesen zu, greift nach dessen Kragen und zieht ihn zur Seite. Er nimmt den erschrockenen Aufschrei Kanas gar nicht wahr, der neben ihm erklingt.

“W-was?”, bringt Immanuel stotternd hervor.

“Keiji! Was soll das denn? Lass ihn sofort los!” Kana hängt sich an dessen Arme und versucht seine Griffe von ihrem Begleiter zu bekommen. “Keiji!”

Dieser lässt schließlich nach. Sofort stolpert Immanuel zurück und hustet. Während seine Hand an den Hals fährt, sieht er den gerade Angekommenen ungläubig an.

“Was soll das bitte, Keiji?” Kana sieht diesen wütend an. “Hast du sie noch alle?”

“Was ich habe?” Er fuchtelt mit seinen Händen durch die Luft. “Ich verstehe einfach nicht, dass du vor mir mit einem anderen rummachst und den dann auch noch in unsere gemeinsame WG bringst!”

Kanas Augen weiten sich ungläubig, ehe sie perplex blinzelt. Langsam schüttelt sie ihren Kopf, ehe auch sie wütend zu werden scheint.

“Wie bitte?” Ja, das ist Wut in ihren Augen. Auch ihrer Stimme ist diese zu entnehmen. “Stopp, warst es nicht du, der mir vor ein paar Wochen erklärt hat, dass er nichts mit mir anfangen will, weil wir zusammen arbeiten und wohnen? Und jetzt kommst du so? Du hast gar nicht das Recht, dich hier irgendwie einzumischen?”

“Ähm, alles okay?”, fragt Immanuel zögerlich nach und macht einen Schritt auf die Streitenden zu. Er versteht kein Wort von dem, was die beiden da von sich geben, da sie ins Japanische gefallen sind. “Keiji, Kana und ich, da ist nichts und …”

“Verschwinde einfach!”, knurrt dieser ihn an. “Und für dich immer noch Akaashi!”

“Sag du ihm nicht, was er zu tun hat! Immanuel ist mein Gast und du hast da nichts zu melden!”, mischt sich sofort Kana ein und hält diesen am Arm fest, sodass er nicht entkommen kann. Verunsichert blickt dieser zwischen den Japanern hin und her. “Und außerdem”, Kana brodelt von der Wut, die in ihr tobt, “hast du generell nichts zu melden! Du warst es, der nicht wollte! Also hast du auch keinen Grund, dich hier so aufzuführen! Es kann dir egal sein, was ich mit wem auch immer mache. Es war deine Entscheidung, kein Teil von meinem Leben zu sein!”

Es fühlt sich so an, als hätte sie ihn geschlagen. Keiji taumelt einen kleinen Schritt zurück.

“So … so war das nicht gedacht, wirklich nicht!”

“Weiß ich doch!”, knurrt nun sie. “Mir ist klar, dass du nichts für mich empfindest. Aber nur weil das bei dir so ist, hast du mir nicht zu verbieten, etwas mit einem anderen Mann zu beginnen!”

“Du … du sollst aber nichts mit einem anderen Mann beginnen.”

“Wie bitte? Das hast du ja wohl nicht zu entscheiden!”

“Was, wenn ich dich mag?”

Nun ist es Kana, die erstarrt.

“W-was?”

“Was, wenn ich dich mag?” Keiji macht einen Schritt auf sie zu und nimmt zufrieden wahr, dass sie ihre Hand von Immanuels Arm sinken lässt. Wieder blinzelt sie perplex, ehe sie ihren Kopf schüttelt. Ihre Kieferknochen treten stark hervor, was zeigt, dass sie ihre Zähne fest aufeinanderpresst.

“Du hast eine Entscheidung getroffen. Und die war gegen mich!”

“War sie nicht, keinen einzigen Moment. Sie war nur … für später.”

“Für später?” Kana schüttelt ihren Kopf, presst ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.

“Ja. Für die Zeit, in der wir wieder in Japan sind.”

“Keiji …” Sie ist fassungslos, trotzdem … Er tritt noch einen kleinen Schritt auf sie zu, blickt sie hoffnungsvoll an.

“Nein!”

“Nein?”

“Du … du kannst das nicht bringen, Keiji! Weißt du, wie sehr du mich verletzt hast? Ich habe versucht, damit klar zu kommen, über dich hinweg zu kommen. Ich dachte, dass wir wenigsten Freunde sein könnten, aber das hier? Nein! Du hast mir gesagt, dass du das nicht willst. Und kaum ist da jemand, mit dem ich lachen kann, da kommst du an? Das ist das Allerletzte. Du hast nur an dich gedacht! Nicht einmal daran, was ich empfinde. Aber Hauptsache dir geht es gut. Nein, vergiss es! Vergiss alles! Und vergiss am besten auch mich!”

Und ehe er darauf reagieren kann, dreht sich Kana bereits um. Sie greift nach Immanuels Arm.

“Komm mit. Ich will hier einfach nur weg.”

Und während dieser nur verwirrt zwischen Kana und Keiji hin und her sieht, die wieder auf japanisch gestritten haben, zieht sie ihn mit sich, ohne einen Blick nach hinten zu werfen.
 

~🏐~
 

Keiji sieht den beiden fassungslos hinterher. Er scheint echt richtig verkackt zu haben. Soll er ihr hinterherlaufen? Wobei … sie wollte doch nicht … Immer noch sieht er auf der Türe, die hinter Kana und Immanuel zugefallen ist. Was soll er jetzt nur machen? Ohne dass es ihm groß bewusst ist, sucht er sein Handy und zieht es aus seiner Hosentasche. Noch während er eine Nummer wählt, läuft er in sein Zimmer.

“Hey, hey, hey altes Haus!”, erklingt eine laute Stimme. Eine viel zu laute und zu aufgeregte Stimme.

“Bokuto”, bringt Keiji hervor, “ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht.”

“Häh?”

Kurz verdreht Keiji seine Augen. Was genau erwartet er von dem Gespräch mit seinem besten Freund?

“Ich habe dir doch von diesem Mädchen erzählt …”

“Ja. Was ist mit ihr? Was hast du angestellt?”

Kurz blinzelt Keiji erstaunt. Was er angestellt hat? Diese Frage stellt normalerweise er seinem Gesprächspartner und nicht dieser ihm. Aber … er hat recht …

“Ich … ich habe Mist gebaut.”

“Na dann lass mal raus, ich hör dir zu …”
 

~🏐~
 

Etwas später wartet Keiji gespannt auf die Antwort auf seine Frage. Diese lautete >Was soll ich jetzt nur machen, Bokuto?<

“Hmm … also … hmm … ähm … hmm …”

Nervös trommelt Keiji mit einer Hand auf seinem Knie herum. Warum antwortet der Ältere nicht endlich?

“Also ich glaube, ich würde …”

Jetzt aber! Unbewusst lehnt sich Keiji ein Stück nach vorne.

“Ne, keine Ahnung. Sorry Alter.”

Ernsthaft? Stöhnend lässt sich Keiji nach hinten sinken. Das ist als die Antwort von Bokuto, dem ach so weißen und schlauen Mann, wie er sich selbst bezeichnet?

“Vielleicht solltest du jemanden fragen, der eine Freundin hat. Ich meine, ich habe keine Freundin, nur den Volleyball. Da kann ich dir bei deinem Frauenproblem wirklich nicht weiterhelfen.”

Ein erneutes Seufzen entkommt Keiji. Irgendwie hat der Ältere recht. Aber wer hat eine Freundin, den er fragen kann? Diese Frage stellt er auch laut.

“Ähm … Mir fällt jetzt auf Anhieb auch niemand ein, außer … Tsukki! Tsukki hat doch eine Freundin und das schon ziemlich lange!”

Keiji setzt sich wieder auf. Stimmt. Tsukishima hat eine Freundin.

“Frag einfach ihn. Seine Nummer hast du noch, oder? Sonst schicke ich sie dir.

“Ich hab sie noch.” Kurz runzelt er seine Stirn, dann muss er tatsächlich einen Augenblick schmunzeln, wenn auch nur für einen Moment. Doch Bokuto hat ihm tatsächlich geholfen, wenn auch nicht so, wie er es gerne gehabt hätte. “Danke dir.”

“Gerne. Und sag ihm einen Gruß, wenn du mit ihm sprichst.” Bokutos Stimme hört sich sehr zufrieden an. Vermutlich klopft er sich gerade selbst auf die Schulter.

“Mach ich.”

Kapitel 7

Es tutet in der Leitung, dann wird das Telefonat endlich entgegengenommen.

“Akaashi?”

Die Verwunderung ist Tsukishima anzuhören, was nicht wirklich erstaunlich ist. Wie oft hat Akaashi den Jüngeren angerufen? Genau. So gut wie noch nie …

“Hey Tsukishima.”

“Was kann ich für dich tun? Bist du nicht irgendwo im Ausland?” Tsukishimas Stimme klingt misstrauisch.

“Ja, ich bin aktuell in Chile bei einem Freiwilligen-Projekt. Und … du …” Keiji stockt und kaut verunsichert auf seiner Unterlippe herum. Kann er Tsukishima fragen? Aber tatsächlich ist dieser der Einzige, der ihm gerade einfällt, der eine Freundin hat. “Du … hast doch eine Freundin … und das auch schon eine ganze Weile.”

“Das stimmt.”

“Das bedeutet im Umkehrschluss doch, dass du Erfahrung damit hast. Dass du weißt, was Frauen wollen. Oder warum sie so reagieren, wie sie reagieren.”

Auf diese Aussage herrscht im ersten Moment Stille in der Leitung, dann ertönt lautes und brüllendes Gelächter.

“Glaube mir, Akaashi”, bringt Tsukishima zwischen seinem Lachen schließlich hervor, “dass ich immer noch keinerlei Ahnung habe, was Frauen betrifft! Izumo macht mir das Leben mehr als schwer.”

“Hey!”, ertönt deren Stimme im Hintergrund. Anscheinend sind sie und Tsukishima zusammen unterwegs.

“Was denn? Wie als ob ich dich verstehen würde, Keiko. Ich habe so oft keine Ahnung, was du eigentlich von mir willst.”

Ein helles Lachen ertönt. “Ich habe gehört, dass sich das so gehört.”

“Na wunderbar.” Man kann Tsukishimas Stimme den Sarkasmus deutlich entnehmen. “Na gut, damit kann ich dir wohl nicht weiterhelfen, Akaashi”, richtet er wieder an seinen eigentlichen Gesprächspartner.

“Hmm … aber vielleicht …”

Ein leises Seufzen ertönt. “Was dann?”

Keijis Finger umfassen sein Handy etwas fester. Er kennt den Jüngeren etwas und ihm ist klar, dass auch wenn dieser etwas genervt klingt, er ihm trotzdem helfen wird.

“Du hast doch Izumo sicher auch schon mal verärgert, oder?”

“Ach …”

“Ständig! Das ist fast Alltag bei Kei!”, erklingt da schon deren Stimme.

Nun muss Keiji schmunzeln. Die beiden sind echt ein interessantes Paar. Aber vermutlich braucht Tsukishima jemanden an seiner Seite, die sich nicht alles gefallen lässt und vor allem Widerworte gibt.

“Okay … wenn … also wenn du sie verärgert hast, was machst du dann?” Keiji ist sich sicher, dass Tsukishima in diesem Augenblick seine Augenbrauen hochzieht, denn so hört er sich bei der folgenden Antwort an.

“Schlussfolgere ich richtig, dass du ein Mädchen verärgert hast?”

“Das … ehrlich gesagt … ja.”

“Okay, dann kann ich dir nur einen Tipp geben.”

Unbewusst hält Keiji seinen Atem an. Jetzt bekommt er die Antwort auf seine Frage, darauf, was er tun soll, damit Kana ihn wieder mag.

“Renn!”

“W-was?” Perplex blinzelt der Ältere. Renn? Das ist Tsukishimas Tipp?

Da ertönt ein klatschendes Geräusch und dann ein lautes “Au, Mensch Keiko!”, von Tsukishima. Anscheinend hat diese ihm eine übergezogen. Aber was erwartet er auch bei solch einer Antwort?

“Und das ist der Grund, weshalb du rennen solltest”, murmelt er gleich darauf.

“Erzähl keinen Mist, Kei! Und jetzt mach mal Platz.”

“Mensch Keiko, du bist schwer! Setz dich doch einfach auf einen eigenen Stuhl und nicht auf meinen Schoss!”

“Bin ich überhaupt nicht. Und außerdem bin ich kleiner als du und damit auch leichter.”

“Du bist …”

“Ich würde jetzt gut aufpassen, ob du mich wirklich als dick bezeichnen möchtest, Kei!”

Erneut herrscht für einen Augenblick Stille. Keiji kann nicht anders, als schmunzeln zu müssen. Es ist amüsant, den beiden zuzuhören.

“Also gut jetzt, der Schmetterling gibt erst mal Ruhe.”

Schmetterling? Auf Izumos Aussage runzelt Keiji verwirrt seine Stirn.

“Keiko, kannst du mich nicht einfach bei meinem Namen nennen?” Tsukishima klingt mehr als genervt und der Telefonpartner muss ein Prusten unterdrücken. Seine Freundin nennt ihn Schmetterling? Das passt ja mal überhaupt nicht.

“Also Akaashi”, erklingt da Izumos Stimme, “du hast ein Mädchen verärgert?”

“Ja …”, nuschelt er in den Hörer.

“Und du magst sie … also mehr, als nur als Freundin.”

Er schluckt und nickt. Erst als es ihm bewusst wird, dass sie es nicht sehen kann, antwortet er noch laut.

“Ja.”

“Hmm, arg schlimm? Damit meine ich das Verärgern, nicht deine Gefühle für sie.”

“Ich denke schon. Es war … nicht nett von mir. Ich glaube, ich habe sie nicht nur verärgert, ich habe sie auch verletzt.”

“Das passiert leider schnell … Aber tut es dir leid?”

“Ja, das tut es. Ich wünschte, ich hätte es anders gemacht - und das von Anfang an.”

“Dann solltest du dich entschuldigen.”

“Aber was … wenn sie nicht mehr mit mir reden will?”

“Vielleicht braucht sie jetzt ein wenig Zeit für sich, dann gib ihr diese nicht. Aber vergiss nicht, dich zu entschuldigen, denn das ist sehr wichtig. Und dann sag ihr offen und ehrlich, was dich beschäftigt. Nur redenden Menschen kann geholfen werden.”

“Hört, hört”, murmelt Tsukishima im Hintergrund.

“Klappe, Schmetterling.”

“Keiko!”

“Ja ja, nerv nicht.”

Ein Seufzen ertönt.

“Ich dich auch, Keiko. Na gut, Akaashi, du hast meine Freundin gehört. Sei ehrlich zu deiner Freundin und entschuldige dich.”

Im ersten Augenblick will Keiji erwidern, dass Kana doch gar nicht seine Freundin ist, doch dann hält er inne. Schlussendlich will er ja, dass sie es irgendwann ist. Daher widerspricht er nicht.

“Ich danke euch beiden, ihr habt mir echt geholfen.”

“Sehr gerne, Akaashi. Ruf einfach wieder an, wenn du Hilfe brauchst. Wir sind zwar nicht vor Ort, versuchen dir aber gerne auch so weiterzuhelfen.”

“Klar”, murmelt Tsukishima und stimmt so mehr oder weniger seiner Freundin zu.

“Wer weiß, vielleicht komme ich darauf zurück.” Keiji lächelt ein wenig.

“Vielleicht auch nicht … Autsch!” Erneut ein klatschendes Geräusch, gefolgt von Tsukisihimas Schmerzenslaut.

“Kei, reiß dich zusammen! Also dann machs gut, Akaashi.”

“Ihr auch.”

Kaum dass er das Telefonat beendet hat, sieht Keiji auf das Handy in seiner Hand. Kana ein wenig Zeit lassen. Zwar würde er am liebsten losstürmen, aber wenn Izumo sagt, dass er ihr Zeit geben soll, macht er das. Doch er wird sich auf jeden Fall bei ihr entschuldigen. Und ihr dann auch sagen, dass er sie mag und sie um ein Date in Japan bitten.
 

~🏐~
 

“Frau Osaka, ich muss sagen, ich verstehe ihre Entscheidung, aber ich finde es auch sehr schade. Es sind nicht mehr ganz vier Wochen, wollen Sie es sich vielleicht nicht doch noch einmal anders überlegen?” Frau Moreno, die hiesige Leitung des Freiwilligen-Projektes sieht hoffnungsvoll zu der ihr am Tisch Gegenübersitzenden. Doch bei deren Gesichtsausdruck ist es ihr klar, dass sie keine großen Chancen hat, die Meinung der jungen Japanerin noch zu ändern. Sie seufzt auf. “Nun gut. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihnen für ihre Hilfe zu danken. Sie haben wirklich tolle Arbeit geleistet.”

“Es hat mir auch großen Spaß gemacht, Frau Moreno. Und die Menschen hier alle”, kurz schluckt Kana, “sind wirklich toll. Ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Aber … ich kann einfach nicht mehr hierbleiben. Es ist zu …” Sie stockt und senkt ihren Blick auf den Boden, unterdrückt die Tränen, die bei den Gedanken an Keiji in ihr hochsteigen. “Bitte seien sie mir nicht böse. Ich hatte jetzt ein paar Tage, an denen ich viel darüber nachgedacht habe”, und auch viel geweint, aber das wird sie nicht laut aussprechen, “aber ich denke, es ist besser, wenn ich nach Hause fliege.”

“Dann machen Sie das, Frau Osaka. Können wir Sie noch irgendwie unterstützen?”

Kana sieht verunsichert auf. “Kann mich vielleicht jemand zum Flughafen bringen?”

“Natürlich. Wann geht ihr Flugzeug?”
 

~🏐~
 

Ein paar Minuten später steht Kana vor dem Büro der Leiterin und atmet tief durch. Wieder brennen Tränen in ihren Augen. Sie hätte nie im Leben damit gerechnet, das Freiwilligen-Projekt vorzeitig abzubrechen. Aber sie kann ihm einfach nicht mehr begegnen. Ihr Streit ist vor drei Abenden gewesen und seitdem haben sie nicht mehr miteinander geredet, was sicherlich auch daran liegt, dass sie ihm aus dem Weg gegangen ist. Aber er hätte sie doch aufsuchen können, wenn es ihm wichtig wäre, oder? Und da es sie extrem schmerzt und sie wirklich nur noch am Heulen ist, hat sie entschlossen, dass sie nach Hause fliegen wird. Sie kann nicht mehr hierbleiben, wo sie ihn jeden Tag sieht. Jetzt muss sie in die WG und dort noch schnell ihr restliches Zeug zusammenpacken, um in einer Stunde schon zum Flughafen zu fahren, wo in fast vier Stunden ihr Flugzeug nach Japan abheben wird.
 

~🏐~
 

Keijis Hände schließen sich um den Blumenstrauß. Heute muss er sich endlich bei Kana entschuldigen. Die letzten Tage ist sie ihm noch aus dem Weg gegangen und wie Izumo ihm geraten hat, hat er ihr ihre Ruhe gelassen. Aber er hält es nicht mehr aus. Zudem vermisst er sie. Er will sie wieder zurück. Als eine Freundin und eigentlich auch als seine Freundin. Und daher hat er entschieden, dass er nicht auf Japan warten wird. Er will sie fragen, ob sie noch hier mit ihm ausgeht. Er schließt die Türe zu seiner WG auf und tritt ein. Er sieht Martin und Diego, die gemeinsam am Esstisch stehen.

“Ist Kana da?”, fragt er in den Raum hinein, während er seine Schuhe von den Füßen streift. Schon drehen sich seine Mitbewohner beide um und schütteln ihre Köpfe. In ihren Augen steht Undefinierbares. Keiji hält in seiner Bewegung inne und umgreift den Blumenstrauß noch fester.

“Sie ist weg, Keiji.”

“Sie ist … was?” Ungläubig blick er Martin an.

“Sie ist gegangen. Dieser Brief hier”, Diego hält ein Papier hoch, “lag hier auf dem Tisch. Darauf steht, dass sie zurück nach Japan gegangen ist und verabschiedet sich von uns.”

“Was? Nein, das kann nicht sein!” Abrupt dreht sich Keiji um und stürmt zu Kanas Zimmer. Ohne anzuklopfen stößt er die Türe auf. Mit großen Augen sieht er sich um, nur um sich darüber bewusst zu werden, dass sie wirklich weg ist. Die Blumen gleiten ihm aus den Fingern und landen auf dem Boden, während er nichts anderes tun kann, als fassungslos in das leere Zimmer zu starren.

Kapitel 8

“Hier, bitte schön. Und vielen Dank, dass sie bei uns waren.” Kana reicht den Blumenstrauß, den sie gerade gebunden hat, der Kundin über die Ladentheke hinweg.

“Vielen Dank Ihnen. Der ist wirklich wunderschön.” Die Kundin nimmt den Blumenstrauß entgegen, verbeugt sich leicht und verlässt gleich darauf den Blumenladen.

Kurz huscht ein Lächeln über die Freude der älteren Dame über Kanas Gesichtszüge, doch nur einen Sekundenbruchteil, dann ist es wieder verschwunden. Sie hat das Gefühl, schon lange nichts mehr lachen zu können. Es ist über zwei Wochen her, dass sie von Chile überstürzt zurückgekehrt ist. Doch Keiji … es war zu viel. Sie hatte nicht mehr können. Sie war sich sicher, dass wenn sie nach Japan zurückkehren würde, dass es dann besser werden würde. Dass allein der Abstand ihr helfen würde. Natürlich war ihr bewusst, dass auch er knapp vier Wochen später wieder nach Tokio kommen würde, doch wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wieder treffen würden? Gegen null, da ist sie sich sicher. Kana schluckt den Kloß in ihrem Hals herunter und verdrängt jede Träne, die in ihren Augen brennt. Sie will nicht an Keiji denken, nicht einen Augenblick. Er hat ihr das Herz gebrochen, auch wenn es ihm vermutlich nicht einmal bewusst ist. Ja, sicherlich war ihre Abreise überstürzt und lächerlich. Ebenso hätte sie noch einmal mit ihm reden sollen, doch dazu ist es jetzt zu spät. Sie muss versuchen, ihn zu vergessen. Und deshalb, sie greift entschlossen nach der Gartenschere, wird sie sich weiterhin mit Arbeit ablenken! Genauso wie sie es bisher zumindest versucht hat. Sie ist mehr als dankbar, dass ihre Familie eine Landschaftsgärtnerei mit anschließendem Blumenladen besitzt, wo sie direkt und ohne sich groß irgendwo bewerben hat müssen, anfangen konnte zu arbeiten. Und das tut ihr auch wirklich gut. Sie ist froh, dass sie diese Möglichkeit hat. Ablenkung tut zurzeit sehr gut. Ihren Kopf mit anderen Dingen als mit Keiji zu beschäftigen. Und kaum dass ihre Gedanken doch wieder zu ihm abschweifen, beißt sie die Zähne um und tritt zu den Blumen, die in großen Töpfen verteilt sind. Sie nimmt sich einige davon und dreht sich damit um, um zur Theke zu kommen, wo sie diese zu einem weiteren Blumenstrauß binden will.
 

~🏐~
 

Als das kleine Glöckchen ertönt, das über der Ladentüre angebracht ist, sieht Kana von der Theke auf. Im nächsten Augenblick wird sie blass. Mit geweiteten Augen sieht sie den Mann an, der dort steht. Ihr Herz bekommt einen unglaublich schnellen Rhythmus. Schon fast schmerzhaft trommelt es in ihrem Brustkorb. Zudem zieht sich alles in ihr zusammen und ihre Hände verkrampfen sich um die vor ihr liegenden Gegenstände, sodass ihre Fingerknöchel weiß hervortreten. Keijis Blick liegt direkt auf ihren. Seine blauen Augen blitzen einen Moment auf, wirken trotzdem sehr ernst. Noch ehe einer von ihnen beiden irgendetwas sagen oder irgendwie reagieren können, tritt Kanas Mama zu dem gerade Eingetretenen.

“Guten Tag. Kann ich Ihnen behilflich sein? Suchen Sie etwas Bestimmtes?”

Keijis Blick liegt noch kurz auf Kanas, ehe er die Frau neben sich anblickt, der er sofort ansieht, wer sie ist. Kana kommt nach ihrer Mutter, auch wenn sie eine andere Haarfarbe hat.

“Ja, das wäre toll. Ich”, er zögert und blinzelt, “ich habe einen großen Fehler gemacht und bräuchte deshalb einen Blumenstrauß, der ausdrückt, dass es mir wirklich leid tut und dass ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Einen Fehler, den ich am liebsten sofort rückgängig machen würde.”

“Ah, okay. Das … bekommen wir hin.” Kanas Mutter legt ihren Kopf leicht schräg. “Für wen soll der Blumenstrauß denn sein? Ihre Freundin? Eltern, Kollegen oder andere Freunde?”

Keiji hebt seine Mundwinkel leicht und dreht seinen Kopf, um zu Kana zu blicken, die sich bisher nicht bewegt hat und immer noch an der Theke steht, ihn fassungslos anstarrt. “Sie ist nicht meine Freundin … leider.”

“Hmm, also wären Rosen in Ordnung? Sie bedeuten in der Sprache der Blumen …”

“Liebe, nicht wahr?” Keiji unterbricht die Frau neben sich. Sie nickt lächelnd.

“Genau.”

“Dann ja. Rosen sind gut. Sie sagen mehr aus, als ich es bisher über mich gebracht habe, ihr zu sagen.” Wieder landet sein Blick auf Kana, in deren Augen nun Ungläubigkeit steht.

“Gut, dann kommen Sie doch bitte kurz mit mir mit und sagen mir, ob es für Sie so passt.” Kanas Mutter deutet auf die Schnittblumen in den Töpfen, zu denen sie Keiji sogleich führt. Sie zeigt ihm Blumen, erklärt die Bedeutungen und mit ihrer Hilfe sucht er die aus, die nachher in den Blumenstrauß sollen. Dann folgt er ihr zur Theke, hinter der auch Kana immer noch steht. Frau Osaka stellt sich neben ihre Tochter und beginnt den Blumenstrauß zu binden. Als sie fertig ist, hält sie ihn hoch.

“Ist der so in Ordnung?”

“Ich denke ja. Er ist wirklich schön geworden. Was bekommen Sie?” Während Kanas Mutter den Preis nennt, zieht Keiji seinen Geldbeutel hervor und bezahlt die Blumen, die er gleich in die Hände gedrückt bekommt.

“Ich hoffe, Ihre Entschuldigung läuft gut und ihre noch nicht Freundin kann Ihnen verzeihen.” Frau Osaka lächelt den Kunden an, der dankend nickt. Dann reißt dieses Mal sie die Augen weit auf, denn kaum dass Keiji die Blumen in den Händen hält, streckt er sie Kana entgegen.

“Kana, es tut mir wirklich leid, was ich gesagt und getan habe. Und es tut mir auch leid, dass ich nicht von Anfang an gesagt habe, was ich für dich empfinde. Dass ich auf die Idee gekommen bin, dass das nicht machbar ist, weil wir zusammen arbeiten und wohnen. Es hat alles so gut geklappt. Das hätte es auch, wenn wir zusammen gewesen sind. Es tut mir so leid, dass ich dir diesen Korb gegeben habe. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Es tut mir wirklich sehr leid und ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst. Wenn nicht heute, dann hoffentlich irgendwann. Ich vermisse dich so unglaublich.”

Kana blinzelt auf die Blumen, die Keiji ihr entgegenstreckt. Er hat sie extra gekauft, um sie ihr zu schenken? Sie ignoriert ihre Mutter neben sich, die sie mit großen Augen anstarrt. Eine Frage brennt der Jüngeren auf den Lippen.

“Woher wusstest du, wo du mich finden kannst?”

Nun streicht sich Keiji verunsichert durch die schwarzen Haare, die etwas länger sind als an dem Tag, an dem sie sich in Chile bei der Begrüßungsveranstaltung kennengelernt haben.

“Na ja, du weißt ja, dass dein Cousin in einem unserer Volleyball-Verbundsteams war. Ich habe seinen alten Kapitän, Kuroo Tetsuro angerufen und nach seiner Nummer gefragt. Kuroo hat sie mir gegeben. Anschließend habe ich Kai angerufen und ihm alles erzählt. Da hat er mir gesagt, dass du hier bei deiner Mutter im Laden mitarbeitest, seit du wieder in Tokio bist.”

Kurz blinzelt Kana, ehe sie ihre Augenbrauen zusammenzieht.

“Dieser kleine …”, knurrt sie, unbeachtet dessen, dass ihr Cousin erstens älter und zweitens größer als sie ist.

“Bitte Kana, sei ihm nicht böse. Ich habe ihn bedrängt, mir zu sagen, wo ich dich finde. Ich musste dich einfach finden. Ohne dich … Kana, du warst mein Lichtblick in Chile. Nur du hast es so schön gemacht. Ohne dich wäre alles anders gewesen. Und ja, ich war mehr als dumm, dass es mir nicht klar genug gewesen ist, aber du, du bedeutest mir unglaublich viel. Weißt du”, kurz beißt er sich auf die Unterlippe, sieht sie aber die ganze Zeit über durchgehend an, “ich wollte dich hier in Japan um ein Date bitten. Ich wollte mit dir ausgehen, wenn wir wieder zurück sind.”

“Keiji …”, bringt Kana schließlich hervor. “Ich … ich weiß nicht, ob …”

“Mensch Mädchen”, unterbricht ihre Mutter sie da plötzlich, “jetzt stell dich nicht so an! Der Junge ist extra hierher gekommen. Er hat alles in Bewegung gesetzt, um dich zu sehen. Sogar Nobuyuki hat er eingeschalten. Jetzt spring über deinen Schatten. Geh mit ihm einen Kaffee trinken und rede mit ihm!”

“Mama, ich …” Unsicher blickt Kana von ihrer Mutter zu Keiji. In diesem Blick steht die Hoffnung, dass sie zusagt, dem Vorschlag ihrer Mutter zustimmt. Ihre Unterlippe landet zwischen ihren Zähnen, wird von diesen malträtiert.

“Jetzt gib dir einen Ruck, Kleines. Es wird dir guttun. Entweder versöhnt ihr euch und könnt das Ganze abschließen oder du schließt eben anderweitig damit ab. Aber dann kannst du es hoffentlich endlich aus deinem Kopf bekommen.”

Ihre Mutter hat recht. Langsam nickt Kana.

“Okay, lass uns einen Kaffee trinken gehen.” Kana zieht die Schürze aus, die sie anhat und hängt sie an einen Haken an der Wand.

“Wirklich?” Die Freude auf Keijis Gesichtszügen ist nicht zu übersehen.

“Ja. Aber das hat noch nichts zu heißen, klar? Du hast mich wirklich sehr verletzt.” Sie tritt um die Theke herum, sieht ihn direkt an, ehe sie nach den Blumen greift, um sie von Keiji entgegenzunehmen. Dieser atmet erleichtert aus, sieht sie weiterhin direkt an.

“Und ich bin hier, um mich dafür zu entschuldigen.”

“Dann komm und tu das. Wobei du ja schon damit begonnen hast.” Sie hebt den Blumenstrauß an, hält ihn anschließend ihrer Mutter entgegen. “Kannst du die Blumen bitte ins Wasser stellen?”

“Natürlich.” Ein Lächeln liegt auf Frau Osakas Zügen.

“Gut. Sie sind übrigens wirklich wunderschön”, richtet Kana an Keiji. Der lächelt sie an.

“Deine Mutter hat sie ausgesucht.”

“Ja, das schon. Aber du hast sie bezahlt, daher …”

“Na wenn alles so einfach wäre …”

“Glaube mir, das war das einfachste von allen. Alles andere wird nicht so leicht werden.”

“Das glaube ich, Kana. Aber ich gebe mir Mühe, denn ich will das hier nicht versauen.”

“Hmm … gut.”

Kanas Mutter sieht ihnen zu, wie die beiden den Blumenladen verlassen. Ein Lächeln liegt auch auf ihren Zügen, während sie nach dem Blumenstrauß greift, um ihn in eine Vase zu stellen. Hoffentlich kann Kana nun wieder lächeln, das wäre wundervoll.

Epilog

“Hey, hey, hey! Du bist also das chilenische Blumenmädchen?”

Mit geweiteten Augen starrt Kana den großen Mann an, der auf sie zugestürmt kommt. Die fast gelben, eulenartigen Augen liegen auf ihr, betrachten sie ganz genau.

“Ähm”, erwidert sie einfallslos.

“Bokuto, erschreck sie doch nicht so”, seufzt Keiji und festigt seinen Griff an Kanas Hand, der er sich gleich darauf zuwendet. “Ich habe es dir ja gesagt, er ist sehr aufgedreht. Lass dich davon nicht beeinflussen.”

Sie nickt, ehe sie sich Bokuto erneut zuwendet.

“Also ja, ich war mit Keiji beim Freiwilligen-Projekt in Chile und ich lerne Floristin, habe also viel mit Blumen zu tun. Wenn du daher wirklich mich mit dem chilenischen Blumenmädchen meintest, ja, ich bin es.” Sie verneigt sich leicht vor ihm. Dann wird sie überrascht, denn urplötzlich zieht der Größere sie in die Arme und drückt sie fest an sich.

“Nicht so förmlich, Blumenmädchen. Du hast das Herz meines besten Freundes erobert, damit bist du automatisch auch Teil meines Herzens.”

Ungläubig blinzelt Kana und sieht hilfesuchend zu ihrem Freund, der sie und Bokuto, einen sehr lauten Bokuto, seufzend betrachtet. Sein Blick landet auf ihrem, wobei er einen Mundwinkel hochzieht und schief grinst. “Entschuldige”, formt er mit seinen Lippen, woraufhin ihr ein Kichern entkommt. Sie tätschelt Bokutos Rücken, ist trotzdem sehr erleichtert, als er die Umarmung endlich löst. Er hat Kraft, das sieht man ihm nicht nur an.

“Du kennst Keiji also recht gut?”

“Natürlich! Er ist mein bester Freund!”

“Dann kannst du mir doch sicherlich ein paar peinliche Geschichten von ihm erzählen.”

“Hmm.” Nachdenklich runzelt Bokuto seine Stirn, ehe er nickt. “Oh ja, das kann ich.”

“Na dann erzähl mal.” Kana hakt sich bei diesem ein, während Keiji hinter ihnen beiden ein lautes Seufzen entkommt. Ob es eine gute Idee war, die beiden zusammen zu bringen? Doch dann schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippe. Die beiden sind zwei der Personen, die ihm sehr wichtig sind. Und daher: Es ist gut, dass sie sich endlich getroffen haben.

“Hey Keiji, kommst du?”

In dem Moment hat Kana sich herum gedreht und hält ihm eine Hand entgegen. Ihre Augen leuchten, als sie ihn mit so einem Lächeln anblickt, dass ihm fast das Herz stehenbleibt. Er liebt sie wirklich sehr. Und schon läuft er los und ergreift ihre Hand.

“Ich bin bei dir”, bringt er hervor. Und genauso meint er es auch.
 

~🏐~Ende~🏐~
 



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