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Wenn die Liebe unerwartet kommt

Akaashi Keiji x OC
von

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Kapitel 4

“Hach, ich will morgen nicht nach Hause fahren. Hier ist es einfach so schön.” Ein lautes Seufzen entkommt Kana. Ihr Blick ist auf das Meer gerichtet, in dem sich sowohl die Sterne als auch der Mond spiegeln. Keiji läuft mit ein wenig Abstand zu ihr. Während ihre Füße durch die Wellen gleiten, geht er durch den Sand, wo ihn das Meer nicht treffen kann.

“Das stimmt. Aber wir werden so etwas wieder machen.” Ihr Kopf dreht sich in seine Richtung und obwohl es dunkel ist, ist ihm bewusst, dass sie ihn anblickt. “Das habe ich doch versprochen, oder?” Er lächelt, ist sich sicher, dass sie es erkennen kann.

“Das werden wir.” Auch in ihrer Stimme spiegelt sich ein Lächeln.

“Und noch sind wir ja ein wenig hier in Chile. Wir können sicher noch mal ans Meer fahren. Vielleicht sollten wir probieren, das die letzten zwei Monate noch mindestens zweimal zu machen.”

“Du meinst also einmal im Monat?”

Ein leises Lachen erklingt.

“Ja. Mindestens.”

“Damit kann ich gut leben.” Kana ist zufrieden, als sie wieder aufs Meer hinaus blickt. An dieses Bild könnte sie sich gewöhnen. “Keiji?”

“Ja?”

“Meinst du, wir können dann auch mal abends oder nachts an den Strand?”

“Hmm … wir könnten auch dort zelten. Falls du das willst.” Immer noch ist seiner Stimme ein Lächeln anzuhören. Allein die Vorstellung, mit ihr auch in Japan Zeit zu verbringen, gefällt ihm mehr als nur gut. Es wäre schön. Er will nicht, dass ihre Zeit endet. Zum Glück kommt sie nicht nur aus dem gleichen Land wie er. Wer weiß, vielleicht mag er sie nur so sehr, weil sie ebenfalls Japanerin ist. Und weil es möglich ist, dass sie sich nach dem Freiwilligen-Projekt immer noch sehen können. Er freut sich darauf, sie in Japan besser kennenzulernen. Er hat fest vor, sie nach einem Date zu fragen, wenn sie wieder zurück sind.

“Das klingt toll.” Auch in Kanas Stimme ist ein Lächeln zu hören.

“Finde ich auch.” Keiji steckt seine Hände in die Hosentaschen seiner Shorts. Das hier, dass sie das mehr oder weniger ausmachen, bedeutet, dass sie sich auf jeden Fall wiedersehen werden.

“Ich weiß zwar, dass ich das alles hier vermissen werde, aber ich freue mich auch auf Japan. Das leckere Essen. Oh Gott, ich vermisse so ein richtig gutes Tonkotsu Ramen, am liebsten so, wie meine Oma es zubereitet.” Kana seufzt auf und lässt ihren Kopf in ihren Nacken fallen. “Ich muss aufhören, daran zu denken. Schon allein bei den Gedanken daran läuft mir das Wasser im Mund zusammen.”

“Oh fang nur nicht damit an, sonst will ich es auch haben.”

"Vielleicht …”, Kana schluckt. Das ist ihre Chance, oder? “Vielleicht sollten wir auch essen gehen, wenn wir beide wieder zurück sind.”

“Ja, klingt gut. Ich kenne ein gutes Ramenrestaurant. Lass uns einfach dorthin gehen.” Keiji tritt ebenfalls ins Wasser, bleibt stehen, als er das kühle Wasser an seinen Füßen spürt. Einen Augenblick fröstelt es ihn. Es ist kühl. Aber gut, es ist auch mitten in der Nacht und dunkel. Ein Teil von ihnen ist schon ins Bett, weil es spät ist. Kana wollte noch mal eine kleine Runde am Stand spazieren gehen und da ist er natürlich mitgegangen. Aus verschiedenen Gründen. Dass er sich auch noch bewegen wollte. In der Schule hatte er jeden Tag Training, dass das nun nicht mehr so ist, merkt er. Er braucht die Bewegung einfach. Auch noch mal am Strand zu spazieren gefällt ihm. Und der wichtigste Grund ist ihre Gesellschaft. Er genießt es sehr, in ihrer Nähe zu sein.

Kana sieht in der Zeit aufs Meer hinaus. Ihr Herz schlägt unglaublich schnell und sie ist sich sicher, dass ihre Wangen hochrot sind. In ein Ramenrestaurant gehen - sie beide. Etwa ein Date? Sie dreht ihren Kopf, blickt nun Keiji an, der ebenfalls ins Wasser tritt. Er bleibt erneut stehen und sie kann erkennen, wie er seine Schultern hochzieht, ehe er sie wieder sinken lässt.

“Kalt?”, fragt sie und schmunzelt.

“Ein wenig”, erwidert er und man kann ihm ebenfalls ein Schmunzeln anhören.

“Dann solltest du dich daran gewöhnen.” Und ehe Keiji reagieren kann, hat sich Kana gebückt, ihre Hand ins Wasser gesteckt und bespritzt ihn mit kaltem Meerwasser. Ein erschrockenes Keuchen ist zu vernehmen, dann macht er einen Satz nach vorne und ergreift ihren Arm, zieht sie zu sich.

“Ich sollte dich dafür echt reinwerfen”, bringt er hervor und schüttelt sich ein wenig. Wie ein Hund, der das Wasser loswerden will.

“Was? Nein, bitte nicht. Bitte nicht, Keiji!”, erklingt flehend Kanas Stimme und auch wenn es im Dunkeln schwer zu erkennen ist, ist er sich sicher, dass sie einen Hundeblick aufgesetzt hat und muss wie so oft, wenn er mit ihr zusammen ist, schmunzeln. Er löst seine Hand von ihrem Arm und legt sie unbewusst auf ihre Seite.

“Sei froh. Mein bester Freund hätte gar nicht darüber geredet sondern doch schon sofort ins Meer geworfen. Er ist so der Typ: erst handeln, dann denken. Hat uns schon in die ein oder andere dumme Situation gebracht, das kannst mir glauben.”

Ein Kichern entkommt ihr.

“Oh, das glaube ich auch. Wer weiß, vielleicht lerne ich ihn ja mal kennen.” Zum Ende ihrer Aussage hin wird Kanas Stimme unsicher. Es kann gut sein, dass er das gar nicht will …

“Hmm, ich denke schon. Aktuell spielt er bei den MSBY Black Jakals, die sitzen in Higashiosaka in Osaka. Aber ab und an ist er auch in Tokio. Spätestens zu meinem Geburtstag im Dezember wird er mit ziemlicher Sicherheit da sein. Und ich muss auf jeden Fall etwas zu meinem Geburtstag organisieren, eine kleine Feier oder so. Wenn ich es nicht mache, macht er es und das ist dann immer sehr viel mehr als übertrieben. Also schaue ich lieber selbst, was ich haben mag. Da könnt ihr euch ja kennenlernen.”

Wieder macht Kanas Herz einen Satz. Er will, dass sie seinen besten Freund kennenlernt. Sie erinnert sich, was Joana und Suzy heute zu ihr gemeint haben: Sie soll es Keiji bald sagen. Und wie schön es wäre, wenn sie hier auch noch Zeit als Paar miteinander verbringen könnten. Sie nimmt ihren Mut zusammen und legt ihre Hände auf seine Brust. Diese fühlt sich hart und durchtrainiert unter seinem Shirt an. Und sie weiß ja, dass das nicht nur ein Gefühl sondern auch eine Tatsache ist. Ohne es bewusst zu machen, lässt sie ihre Finger ein kleines Stück tiefer streichen. Keiji schluckt schwer und seine Hand an ihrer Seite verstärkt ihren Griff. Kana legt ihre Hand flach auf seine Brust und spürt an ihrer Handfläche, wie stark sein Herz dagegen schlägt. Langsam hebt sie ihren Kopf, sieht im Dunkeln zu ihm auf. Sie kann erkennen, dass seine Augen aufblitzen und auch spüren, wie sein Herzschlag zunimmt. Das hier lässt ihn also nicht kalt. Das ist gut, oder? Sie sind hier, nur er und sie. Sie beide allein. Es ist perfekt, fast romantisch. Am Strand, im Meer, bei Mondlicht. Sicherlich gibt es wenige romantischere Geschichten für einen ersten Kuss. Ihre Augen huschen zwischen seinen hin und her, versucht zu erkennen, was er empfindet, ob er es auch so sieht. Und da senkt er seinen Kopf, kommt ihr näher. Ihr Herzschlag nimmt zu, ihr Herz schlägt unglaublich schnell gegen ihren Brustkorb. Kanas Hände halten sich an seinem Shirt fest, seine zweite Hand legt sich auf ihre andere Seite. Sie steht auf die Zehenspitzen, kommt ihm ebenfalls näher. Das hier, sie beide. Nichts hat sich je richtiger angefühlt, als sie und er gemeinsam. Ihre Augenlider schließen sich flatternd. Sie spürt die von ihm ausgehende Wärme bereits auf ihren Wangen, gleich darauf auch seinen warmen Atem, der über ihre Lippen streicht. Erwartungsvoll öffnet sie ihren Mund ein kleines Stück. Jetzt. Jetzt ist es tatsächlich so weit! Sie werden sich küssen, zueinander finden. Und sie müssen sich nicht trennen, wenn das Freiwilligen-Projekt vorbei ist. Sie können zusammen nach Japan zurückkehren und ihr gemeinsames Leben im zukünftigen Alltag aufnehmen. Das hier ist wie ein Traum, der wahr wird. Und sie kann es nicht erwarten! Und gerade als sie sich sicher ist, dass sie seine Lippen spürt, dass diese ihre berühren, federleicht, so zart, dass sie sich fast unsicher ist, lösen sich seine Hände von ihren Seiten und die Wärme, die er gerade noch auf sie ausgestrahlt hat, ist verschwunden. Verwirrt öffnet Kana ihre Augen, nur um zu erkennen, dass Keiji ein paar Schritte nach hinten gegangen ist. Es fühlt sich an, als würde sich eine Faust um ihr Herz legen und dieses zusammenpressen. Schmerzhaft zusammenpressen.

“Es tut mir leid”, ertönt seine Stimme. Sie klingt ebenfalls gepresst.

“Keiji …”, bringt Kana mit trockener Stimme hervor. Sie kann nicht viel von ihm erkennen. Langsam lässt sie ihren Kopf sinken, schlingt ihre Arme um ihren Oberkörper, will am liebsten aus dieser Situation verschwinden. Vor wenigen Sekunden noch hat es sich wie ein Traum angefühlt … und jetzt ist es ein Albtraum. “Es … es tut auch mir leid. Ich wollte nicht …” Sie weiß nicht, was sie sagen soll, hält stattdessen lieber den Mund und schweigt.

“Kana … Es …” Er scheint fieberhaft nachzudenken. “Bitte”, bringt er schließlich hervor, “es tut mir wirklich leid, aber ich denke … Das hier, das zwischen uns beiden. Ich bin wirklich froh und dankbar, dass du auch hier bist. Ohne dich wäre es nicht so toll, wie es ist. Aber … ich denke, das hier, das ist nicht gut. Wir beide, wir arbeiten nicht nur zusammen, wir wohnen auch zusammen. Und das wird alles unnötig kompliziert machen.”

Langsam hebt Kana wieder ihren Kopf, lässt ihre Arme jedoch immer noch um ihren Oberkörper geschlungen. Kompliziert? Das denkt sie nicht. Aber … Er klingt gefasst, wie als ob er sich darüber schon Gedanken gemacht hat und sich alles genau überlegt hat. Seine Stimme klingt fest. Wenn das seine Meinung ist, dann muss sie die akzeptieren. Sie wird ihn schließlich nicht dazu zwingen können, dass er sich in sie verliebt.

“Okay”, murmelt sie und dreht sich herum. “Lass uns zurückgehen, dass wir schlafen können.” Sie läuft los, kommt jedoch nicht weit, als sich seine Hand zum wiederholten Male an diesem Abend um ihren Arm schließt.

“Kana, warte kurz. Weißt du, es ist nicht so, als ob ich dich nicht mag … Aber …” Keijis Stimme klingt bei dieser Aussage nicht mehr ganz so gefasst wie zuvor.

“Schon okay, Keiji. Du musst dich und deine Gefühle nicht erklären. Du hast bis zu einem bestimmten Punkt recht. Wir arbeiten und wohnen zusammen. Es würde alles nur unverhältnismäßig verkomplizieren. Also mach dir jetzt keine Gedanken und lass uns einfach gehen, ja?”

Kana zieht ihren Arm aus seinem Griff und läuft wieder los. Sie wartet nicht darauf, ob er ihr folgt. Er wird den Weg im Notfall schon selbst finden. Und sie will einfach nur in ihr Zelt, sich dort in ihren Schlafsack verkriechen und ihr Gesicht in ihr Kissen drücken, um all die Tränen zu weinen, die in ihren Augen brennen.
 

Sie verbringen den Weg bis zu ihren Zelten schweigend. Als sie dort ankommen, streckt Keiji, der hinter Kana gelaufen ist, seine Hand nach ihr aus. Und kurz bevor er sie erreicht, ertönt von ihr, ohne dass sie sich umdreht, ein “Gute Nacht”, und dann ist sie auch schon in ihrem Zelt verschwunden. Langsam lässt er seine Hand sinken und ballt sie zu einer Faust. Er weiß nicht, ob das die richtige Entscheidung war. Auch wenn die logische Seite in ihm es genauso sieht, wie er es ihr gesagt hat. Er will die Zeit hier nicht verkomplizieren. Er will sie in Japan richtig kennenlernen und dort mit ihr ausgehen. Mit ihr auf Dates gehen. Und sie dann auch küssen. Ein leises Seufzen entkommt ihm. Ein paar Minuten schaut er noch auf das geschlossene Zelt vor sich, ehe er sich herumdreht und in sein eigenes geht. Irgendwie ist er sich sicher, dass er diese Nacht nicht sonderlich viel Schlaf finden wird …



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