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Blood Moon

von

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Stray Cats on a Date


 

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“Geh mit mir raus.” Kuroo lag mit dem Kopf auf Kenmas Schoß. Sein Blick war auf den Handheld gerichtet, der knapp vor seinem Gesicht in Kenmas Händen lag.

“Wir waren schon draußen”, sagte Kenma konzentriert, aber stets auf seinen Freund bedacht. Ihm würde nichts entgehen, was Kuroo tat und so entgingen ihm auch die Finger an seiner Hüfte nicht, die sich ihren Weg bereits unschuldig unter seinen Pullover gebahnt haben. Kuroo streichelte ihn sanft und das gefiel ihm, deswegen wieß er ihn nicht zurück.
 

“Das war fürs Training”, protestierte Kuroo und beging einen folgenschweren Fehler: Er zog die Hand zurück und klappte den Handheld zu. Kenma zog angespannt Luft ein. Seine Nasenflügel zuckten, seine Augen blieben auf der geschlossenen Konsole. Langsam atmete er aus und wieder ein, dann legte er die Konsole zur Seite und starrte Kuroo an.

“Dir ist langweilig. Geh auf die Halloweenparty von Tora”, schlug Kenma vor und sah in Kuroos Augen. Er erkannte, dass er mit dem Vorschlag nicht einverstanden war.
 

“Gehst du mit?”, fragte Kuroo, wusste aber die Antwort bereits. Nein, Kenma würde nicht mitgehen. Zu viele Leute, zu lang, zu aufwändig. “Geh allein” - “Ich hab gar kein Kostüm” - “Warum nicht?” Kuroo schmunzelte auf diese Frage frech und hob seinen Arm um Kenma durch die Haare zu streichen, die ihm durch die geneigte Haltung noch tiefer ins Gesicht hingen als sonst. Er strich sie ihm aber nicht hinters Ohr, weil er wusste, dass er das nicht mochte.

“Weil ich schon gewusst habe, dass ich den Abend mit dir verbringen will und dass du nicht zur Party willst”, antwortete er. Kenma verzog das Gesicht. “Und warum fragst du dann, ob ich mitgehe?” - “Weil mir für den unwahrscheinlichsten Fall schon etwas in den Sinn gekommen wäre.”

Kuroo richtete sich auf. Kenma folgte ihm mit den Augen und hob den Kopf auch an, wie Kuroo auf seiner Höhe war.
 

“Geh mit mir… aus”, wiederholte Kuroo seinen Wunsch mit einer kleinen Änderung, die Kenma natürlich auffiel. Kuroo betonte es auch anders. “Du meinst… ein Date?”, fragte er. Seine Stimme war etwas leiser. Sein Herz schlug schneller. Seine Finger fühlten sich an, als bräuchten sie etwas zur Beschäftigung. Er griff zum Handheld, doch Kuroo hielt ihn auf. “Ja, ein Date, nur wir zwei”, sagte er und hielt Kenmas Hand in seiner. Die andere Hand legte er ihm vorsichtig ins Gesicht und strich ihm mit dem Daumen über die Wange. “Ein romantischer Spaziergang bei Sonnenuntergang?”, fragte Kuroo. Seine Augen hafteten auf Kenmas Lippen. Das bemerkte dieser natürlich.
 

“Wenn du rumknutschen willst, können wir das hier auch machen, wie sonst”, sagte Kenma und Kuroo seufzte. “Ich sagte ro-man-tisch. Das bedeutet, dass wir mal nicht bei dir im Zimmer rumhocken und du mir wie so nebenbei die Erlaubnis gibst, dich zu küssen. Ich will hinausgehen, frische Luft atmen, deine Hand halten und schauen, wohin uns der Weg führt, und ich will einen Move machen und ein bisschen aufgeregt sein, ob du ihn auch annimmst. Ich will dich ein bisschen aus deiner Komfortzone holen und dich trotzdem wohl und gut fühlen lassen” - “Wir können das Fenster öffnen” Kenma neigte den Kopf zur Seite, wollte schon aufstehen, aber Kuroo hielt ihn fest. “Kenma bitte” Er sah ihm tief in die Augen. Kenma seufzte. “Okay” - “Okay?” - “Ja doch und jetzt steh auf, bevor ich es mir anders überlege”, sagte Kenma und löste sich nun gänzlich aus den Fängen seines Freundes.
 

Kenma zog sich noch eine Jacke über und steckte eine Haube in die Tasche. Kuroo tat es ihm mit der Jacke gleich und verließen mit festem Schuhwerk das Haus der Familie Kozume. Kenma mochte den Herbst, weil es kühl war, aber nicht kalt und weil es untertags noch ein paar warme Sonnenstrahlen gab, die eine Jacke überflüssig machten. Des Nachtens aber war das anders. Da musste man mehr anziehen und so sorgte er auch schon am späten Nachmittag vor.
 

“Und? Hast du was besonderes im Kopf?”, fragte Kenma. Seine Hände steckten in den Jackentaschen. Kuroo ging neben ihm her. “Jap, wir gehen zum alten Schloss hoch” - “So weit?”, Kenma seufzte. Sie waren schon öfter dort, aber dafür mussten sie durch den Wald und sogar ein paar Höhenmeter machen und dann über die Mauer klettern. “Komm schon, du magst das Schloss”, sagte Kuroo. Kenma nickte. Er hatte recht. Sie waren als Kinder mal dort hochgekommen und haben Szenen aus Kenmas Videospielen nachgeahmt und Kenma hatte Spaß. Kenma hatte auch Spaß, wenn sie als Jugendliche dorthin gingen und die Zimmer des Schlosses genauer unter die Lupe nahmen. Dort gab es viele Gemälde von einer Prinzessin, die ihm Kuroo als sein Vergangenheits-Ich verkaufen wollte. Kenma fand das gemein, weil er kein Mädchen sein wollte. Er fand es auch gemein, weil Kuroo das nur wegen seinen Haaren sagte. Glaubte er.

Mit den Jahren gab Kuroo aber irgendwann zu, dass er das dachte, weil er sich zu der früheren Prinzessin hingezogen fühlte, so wie er es bei Kenma tat und da zeigte er ihm die Gemälde mit der Prinzessin und dem Schlossherren genauer. Einem gutaussehenden Mann mit schwarzen Haaren, grauen Augen und ja, Kenma war es schon einmal aufgefallen, dass der Mann starke Ähnlichkeiten mit Kuroo hatte und von da an fand er den Gedanken gar nicht mehr so schlimm, dass ihn Kuroo mit einer längst verstorbenen Frau verglich.

“In noch früheren Zeiten war ich vermutlich ein Kaiser und du warst meine Lieblingskonkubine”, hat Kenma zu ihm gesagt und Kuroo hat es angenommen. Weil das für ihn hieß, dass sie für immer füreinander bestimmt waren und da hat er Kenma das erste Mal geküsst.
 

“Du wirst es nicht bereuen, okay?”, sagte Kuroo und Kenma nickte. “Okay, lass mich nicht bereuen, dass ich mit dir raus… ausgegangen bin”, korrigierte er sich selbst und schenkte Kuroo dann auch ein schelmisches Grinsen. Kuroo fasste sich bewegt an die Brust. “Und schon kann ich glücklich sterben”, sagte er. Kenma rempelte ihn. Er mochte es nicht, wenn Kuroo das sagte. “Du darfst erst sterben, wenn ich gestorben bin”, sagte er ernst. “Du hältst das eher aus als ich”

“Kenma” Kuroo blieb stehen, Kenma somit auch. Kuroos Stimme war anders. Besorgt? Kuroo griff nach beiden von Kenmas Armen und zog ihm die Hände aus den Taschen, um ihre Finger miteinander zu verhaken. “Kenma, war das gerade ein Ich liebe dich mehr?”, fragte er. Kenma zuckte mit den Schultern und sah auf ihre Hände. Ein zartes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, denn er mochte es, wenn Kuroo ihn so hielt. Wenn sich ihre Finger zart berührten und streichelten und ein bisschen miteinander spielten. “Auf diese Diskussion werde ich mich nicht einlassen! Wir wissen beide, dass ich dich mehr liebe. Ich bin aufmerksamer und kenne jede deiner Eigenheiten, ich weiß, wann du Hunger hast, auch wenn du nein sagst und ich weiß, wie ich es schaffe, dass du einschläfst, weil du müde bist, aber nicht müde sein willst und ich weiß, was ich tun muss um dich bei Laune zu halten, wenn du in einem Spiel, warum auch immer, gerade nicht so gut bist wie sonst”, hob Kuroo hervor und zog eine ihrer Handpaare zu sich hoch um Kenmas Handrücken zu küssen. “Und ich weiß, wie wichtig es dir ist, dich gebraucht zu fühlen”, sagte Kenma mit einem Hauch von Rosa um die Nase. Für Kuroo war es schwer zu erkennen, ob es aus Verlegenheit oder wegen der Kälte war. Er wusste nur, dass das gerade einen Haken hatte.

“Moment! Heißt das, das ist alles kalkuliert?”, fragte er. “Das heißt, dass ich dich liebe und dass ich es nicht aushalten würde, wenn du stirbst, also tu es nicht”, sagte Kenma mit Nachdruck. Er wollte sich nicht darüber streiten, wer wen mehr liebte, warum und wie und überhaupt. Er liebte Kuroo und er sagte Kuroo, dass er ihn liebt und das war im Grunde bereits mehr, als Kuroo sich je erträumt hätte.

“Okay, wir wollten das heute romantisch machen, über sowas streiten ist nicht romantisch”, sagte Kuroo. “Du willst das romantisch machen, mir hätte es zuhause auch gereicht”, sagte Kenma. “Nicht über sowas streiten”, wiederholte Kuroo und zog ihn nun weiter. Er behielt sich eine von Kenmas Händen, die andere durfte er wieder einstecken und in der Jackentasche wärmen.
 

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“Und du denkst wirklich, dass wir alleine sein können?”, fragte Kenma. Kuroo kletterte gerade die Mauer hoch. “Natürlich, wenn du niemandem hiervon erzählt hast, kennt es vermutlich immer noch niemand”, sagte er und reichte Kenma die Hand, um ihm hoch zu helfen.

“Ich bezweifle, dass es niemand kennt” - “Ja schon jemand, aber niemand, der hier hoch kommen würde in der Nacht zu Halloween.” Kenma hoffte, dass Kuroo recht hatte, ließ sich hochziehen und sprang auf der anderen Seite in Kuroos Arme. Er legte ihm die Hände in den Nacken und presste die Beine fester um Kuroos Taille, um nicht hinunter zu rutschen. Kuroo schmunzelte. “Will meine Prinzessin getragen werden?”, fragte Kuroo. “Wie wärs mit Prinz?”, fragte Kenma und Kuroo nickte. “Ich trage den Prinzen meines Herzens auf Händen, ob er das wünscht oder nicht”, sagte er und drückte Kenma näher an sich ran. Die Wärme fühlte sich für beide schön an und sorgte für einen intensiveren Herzschlag im Gleichklang.

Kuroo machte ein paar wackelige Schritte, weil es doch ungewohnt war, Kenmas Gewicht auf diese Weise mitzutragen. Ja natürlich hat er ihn schon öfter getragen, als sie klein waren, am Rücken. Er hat ihn auch zur Begrüßung schon fest in die Arme geschlossen und vor Freude hochgehoben oder ihn für einen besonders aufregenden Kuss auf die Kücheninsel oder in der Gerätekammer auf den Mattenstapel gehoben, aber hat ihn auf diese Weise nie weit getragen.
 

“Du kannst mich runter lassen” - “Nein, ich kann das” - “Es geht nicht ums Können, es ist komisch”, sagte Kenma und Kuroo ließ ihn umgehend wieder hinunter. Er wollte alles vermeiden, was Kenma komisch fühlen ließ. Stattdessen reichte er ihm wieder seine Hand und war erleichtert, dass Kenma sie annahm.
 

So konnten sie auch schneller über den ungeschützten Vorgarten des Schlosses gehen und waren dem unbarmherzigen Wind nicht zu lange ausgeliefert. Kuroo würde keine Haube aufziehen und wollte sich dennoch nicht die Ohren erkälten. Kenma wollte er auch geschützt wissen, weshalb er die große schwere Tür mit einem starken Ruck aufriss und wieder zumachte, nachdem Kenma und er passiert waren. Kenma griff gleich zu seiner Rechten, wo sie die Öllampe immer abstellten, wenn sie das Schloss verließen und reichte sie Kuroo, dass er das Feuer entfachte.
 

Kenma sah hoch in Kuroos Gesicht, dass unter der Flamme mit einem wunderschönen warmen Ton erhellt wurde. Er mochte den Anblick. Vermutlich auch, weil Kuroo ihn voller Liebe ansah, weil er auch genau spürte, dass Kenma gerade zufrieden war. Er bereute nicht. Noch nicht.
 

Kuroo nahm sowohl die Öllampe als auch Kenmas Hand und zog ihn mit sanfter Gewalt in die Mitte des Raumes. Da ließ er ihn stehen, hing die Lampe bei der Treppe auf und kam wieder zu Kenma.

“Weißt du, dass wir für den Abschlussball Walzer lernen müssen?”, fragte er und nahm Kenmas Hände soweit in Beschlag, dass er die Walzerstellung im Ansatz parat hatte.

“Ach wirklich? Muss ich auch?”, fragte Kenma und sah von Kuroos Gesicht zu ihren Händen und über ihre Arme wieder zurück.

“Nein, aber ich dachte, ich zeig’s dir”, sagte Kuroo und machte bereits erste Schritte, denen Kenma kein Stück folgen konnte. “Tanzt du dann mit jemand anderes?”, fragte Kenma unsicher. Er sah zu ihren Füßen und versuchte ein Muster zu erkennen, aber Kuroo hielt inne.

“Ja, naja schon, mit einem Mädchen aus meinem Jahrgang”, sagte Kuroo und versuchte Kenmas Blick auf sich zu richten. “Das ist okay”, akzeptierte Kenma. Wäre nun direkt ein Name gefallen und Kuroos Stimme wäre anders gewesen, hätte er sich damit nicht wohlgefühlt. Aber es ging nur um irgendein Mädchen aus seinem Jahrgang.

"Erklär's mir”, forderte er noch auf und ließ sich die Tanzschritte erklären.

Besonders schwer war es nicht, schon gar nicht mit Kuroo, der ihm so schön vorzählte und mit sanftem Druck die Richtung wies. Kenma hatte zwar das Gefühl, zwei linke Beine zu haben, aber für die ein oder andere Schrittfolge hat es zwischenzeitlich auch gut geklappt, solange bis Kuroo die Nähe immer intensiver machte und ihn schließlich küsste. Kenma hat ihn weggedrückt und ernst angesehen hat. “Wenn das zum Tanz gehört, darfst du nicht!”, entschied er. Kuroos Gesichtsausdruck wechselte von einem besorgten zu einem frechen Gesichtsausdruck. “Das gehört nur dazu, wenn ich mit dir tanze”, sagte er. Kuroo lockerte die Arme, ließ sogar von Kenmas Hand ab, aber schob ihn mit der anderen am Rücken zu sich, legte ihm die freie Hand auf die Wange und küsste ihn gefühlvoll, was dieser nach der Aufklärung auch zuließ und worauf er umgehend die Augen schloss um sich ganz in den Kuss fallen zu lassen. Kenma wusste, dass Kuroo vor ihm bereits ein paar Mädchen und auch schon einen Jungen geküsst hat, aber das war ihm egal, solange er es jetzt nur noch mit ihm machte und Kuroo war froh darum, dass er für Kenma der Einzige war. Er hätte sich mit der Tatsache schwer getan, vielleicht verglichen zu werden. Das war kein Problem mit anderen Menschen, bei Kenma aber wäre es schwer im Magen gelegen.
 

“Willst du hochgehen?”, fragte Kuroo nach dem Kuss etwas belegen und räusperte sich gleich. Kenma machte manchmal einen anderen Menschen aus ihm. Kenma nickte. Sie gingen mit der Öllampe die Treppe hoch, gingen im ersten Stock nach Links und blieben vor dem Zimmer mit der Harfe stehen. Kuroo wollte weitergehen, aber Kenma bat ihn, hinein.

“Ich hab in einem Spiel was gelernt”, sagte Kenma und zog Kuroo in das Zimmer. Erst vor der Harfe ließ er ihn los und setzte sich auf den Schemel. Kuroo besah ihn mit neugierigem Blick und wartete ab. Kenma zupfte ein paar Töne und löste damit sofort etwas Staub los. Er nieste und Kuroo lächelte. “Gesundheit”, sagte er und blies den Staub weg. Mit einem Taschentuch wischte er über die vielen Saiten und gab Kenma das Instrument frei, sowie er fertig war. Und Kenma zupfte eine Melodie, die Kuroo sofort auf eine ganz eigene Weise einnahm. Er sah Kenma einfach nur beim Spielen zu und legte volle Konzentration auf Kenmas Fingerfertigkeit. Kenma war ganz auf das konzentriert, was er in einem Simulator gelernt hat, seit er mit Kuroo die Harfe in diesem Zimmer entdeckt hat und Kuroo gesagt hat, dass er Harfenmusik irgendwie ziemlich nice findet.

Nach der dritten Wiederholung schloss er auch die Augen und genoss selbst, wie gut es ihm von den Fingern ging. Er merkte dabei nicht, dass Kuroos Gedanken ein bisschen abdrifteten. Musste er auch nicht, denn es lautes “Hey, hey, heeey” von draußen ließ Kenma innehalten. Er öffnete die Augen und sah Kuroo mit einem verurteilenden Blick an.
 

“Ernsthaft? Du hast Bokuto eingeladen? Und mehr?”, fragte Kenma. Er hat Bokutos Ruf natürlich erkannt, aber er hörte auch, dass da nicht nur Bokuto war.

“Nein! Natürlich nicht! Ich hab ihm noch nicht einmal hiervon erzählt. Ehrlich. Kenma, ich schwöre. Ich will uns doch den Abend nicht versauen!”, wehrte sich Kuroo mit Händen und Füßen gegen die Anschuldigung. Kenma maß ihn mit einem prüfenden Blick. Unten wurde auch schon kräftig am Tor gewerkt.

“Tja, das bekommen sie eh nie auf”, grinste Kuroo. Kenma versuchte zu hören, was draußen gesprochen wurde, aber es war unmöglich zu erkennen. Nur das Heulen der Wölfe dran deutlich an seine Ohren und schließlich das Öffnen des schweren Tores.
 

“Soviel dazu”, seufzte er und stand auf. Er wollte am liebsten gleich hinunter und wieder nach Hause. Der Abend war gelaufen. “Verdammter Bokuto!”, zischte Kuroo aber lief Kenma sogleich hinterher. “Warte”, sagte er und nahm ihn an der Hand. “Wie wärs, wenn wir sie ein bisschen erschrecken, hm?”, fragte er. Kenma blieb auf halbem Wege aus dem Raum hinaus stehen und musterte Kuroo, als frage er sich, ob er es ernst meinte. Ja, Kuroo meinte es ernst. “Gut”, sagte er und machte die Öllampe aus. Sie schlichen langsam aber nicht ganz geräuschlos noch ein Stück nach Links, Kuroo hing die Lampe vor der Treppe in den zweiten Stock auf und ging vorsichtig mit Kenma hoch. “Bis sie hier sind, könnten wir ja noch ein unsere Zeit alleine genießen”, schlug Kuroo vor. Kenma schnaubte. “Du willst also romantisch sein, wenn Bokuto hier ist?”, fragte er. “Nicht doch! So, wie du das sagst, klingt das ganz schön falsch. Eigentlich gehts mir darum, zu nutzen, dass er eben noch nicht hier ist”, sagte Kuroo und stolperte vor Empörung über die letzte Stufe, weil es oben schon richtig dunkel war.
 

“Also willst du rumknutschen und sie erschrecken, sobald sie da sind?”, fragte Kenma. Kuroo seufzte. “Klingt jetzt nicht besonders romantisch so, aber ja, eigentlich schon”, sagte er und ging mit Kenma in das Schlafgemach der Prinzessin. Über dem Parawa hing noch immer das Kleid, das sie wohl an ihrem letzten Tag hier getragen hat.
 

Kuroo zog Kenma zum Fenster, wo sie sich durch das Mondlicht ansehen konnten. “Du bist hübsch heute”, sagte er leise. Kenma blinzelte einmal. “Sonst nicht?”, fragte er in ähnlicher geringer Lautstärke. “Doch, du bist immer hübsch, aber ich sags dir zu selten.” Kuroo ging Kenma durchs Haar. “Du musst mir das nicht öfter sagen, es ist peinlich”, sagte Kenma und schloss die Augen, weil Kuroo mit den Fingern sanften Druck auf seine Kopfhaut ausübte, er genoss es sichtlich. “Auch, wenn wir alleine sind?” - “Auch, wenn wir alleine sind” - “Okay” Kuroo ließ die Hand an Kenmas Wange sinken und der schmiegte sich dagegen.
 

Ihr nächster Kuss war intensiver als der nach dem Tanz. Kuroo legte viel Gefühl hinein und Kenma nahm es an. Er öffnete für ihn seine Lippen und begrüßte das Spiel mit Kuroos Zunge. Er nahm es auch an, dass sich Kuroo näher an ihn drückte, aber fühlte sich etwas überrumpelt, dass Kuroo seine Jacke öffnete und seine Hände so zielstrebig unter seinen Pullover glitten. Er hatte kein Problem damit, dass Kuroo ihn so berührte, aber für gewöhnlich waren sie dabei alleine und es ging nicht so schnell wie jetzt gerade. “Kuro” Kenmas Stimme war beschlagen und sein Wort löste den Kuss. “Entschuldige”, flüsterte Kuroo gegen seine Lippen und lehnte seine Stirn gegen die von Kenma. “Entschuldige, es kam gerade über mich”, sagte er und zog auch die Hand zurück. “Es ist okay. Nur… Wir sind nicht alleine”, sagte Kenma leise und schreckte hoch, als er den Harfenklang hörte. “Sie sind wohl gleich hier. Wollen wir in das Lesezimmer?”, fragte Kuroo und meinte damit den ersten Raum im zweiten Stock, direkt nach der Treppe. Kenma nickte und ging mit ihm. Kuroo lief beim rausgehen gegen den kleinen Tisch mit dem Kerzenständer und versuchte, den Schmerz wegzuzischen. Kenma griff nach Kuroos Hand. “Pass auf, wo du hin gestehst", flüsterte er und zog ihn weiter.
 

Ein lauter spitzer Schrei ließ sie beide hochschrecken und noch viel schneller in das Zimmer huschen. “Was war das?”, fragte Kenma leise. “Ich glaub, das war Bokuto”, lachte Kuroo mit einem gehässigen Blick, aber bemühte sich, es halbwegs leise zu machen.

Was dann folgte, gefiel ihm gar nicht.

Wie es schien, wurde Akaashi vorgeschickt, das war nicht das Problem, aber kurz darauf hörten sie, wie die Treppe unter lautem Rumpeln einstürzte und das Licht ausging. Kuroo lief sofort raus und sah durch die besser an die Dunkelheit gewohnten Augen, dass Akaashi wohlauf war und hörte auch, dass sonst nichts weiter passiert war. Vorerst. Er zog sich also schnell wieder zurück zu Kenma und schloss die Tür so leise wie möglich. Die Jungs und Mädels vom Fukurodani-Team waren sowieso gerade abgelenkt genug.
 

“Wie sollen wir denn jetzt wieder hier rauskommen? Die andere Treppe ist unbrauchbar”, seufzte Kenma und lehnte sich ergeben an Kuroo. Der legte einen Arm um ihn meinte: “Wir werden schon einen Weg finden, warten wir mal ab, was sie machen.”
 

Dass dann bis drei gezählt wurde und es einen weiteren Rumms machte, beruhigte Kuroo nicht gerade. Aber das weitere Gerede ließ zumindest darauf schließen, dass weiterhin niemandem etwas passiert ist. “Das sind echt alles Idioten oder? Wollen die jetzt alle raufspringen?”, fragte er Kenma, doch der antwortete nicht. Nichts Ungewöhnliches.
 

Sie warteten ab, bis sie ein genaueres Bild hatten und gingen erst aus dem Lesezimmer, als Kuroo meinte, die Luft wäre rein. Er konnte gerade noch stoppen und Kenma aufhalten, als Akaashi und Konoha aus dem Gemacht der Prinzessin kamen. Im Schutz der Dunkelheit blieben sie unbemerkt. Noch.

“Süß, die zwei”, sagte er und grinste Kenma breit an. “Und du willst sie jetzt erschrecken?”, fragte der und Kuroo nickte schnell. Ja, das war nun genau das, was er wollte. Die beiden anderen gingen weiter und der Korridor war wieder frei. “Komm”, sagte er zu Kenma und ging mit ihm den Korridor unter knarrendem Boden entlang. Kenma stolperte über eine lose Diele und knallte etwas unsanft gegen die Wand. Dabei riss es eines der Gemälde hinunter. Kuroo erkundigte sich sofort um sein Wohlergehen. “Ja, alles ok, gehen wir weiter”, sagte Kenma.

Je näher sie dem Raum kamen, in dem die beiden nun verschwunden waren, desto schneller wurde Kuroo, wurde aber nach danach langsamer und verschwand mit Kenma ein etwas weiter im Ankleidezimmer des Schlossherren. “Du bist echt ein Arsch”, sagte Kenma und seufzte. “Aber du… stehst auf den Arsch? Auf meinen?”, fragte Kuroo und Kenma schnaubte amüsiert. Das war Antwort genug.
 

“Und jetzt?”, wollte er dann aber wissen. “Jetzt warten wir auf sie und dann spring ich hier raus”, sagte Kuroo und wartete bis er seinen Plan durchführen konnte.
 

Kenma ließ Kuroo alleine losspringen, als sie hörten, dass die beiden näher kamen und kam nur zwei Schritte aus dem Zimmer heraus, nachdem der Zusammenstoß erfolgte und Kuroo quer über den beiden lag.
 

“Die Prinzessin!”, sagte einer der anderen Jungs und sah Kenma überrascht in die Augen. Der Seufzte und Kuroo lachte. Kenma schenkte ihm sofort einen vernichtenden Blick. War doch er derjenige, der mit diesem Prinzessinnen-Kram angefangen hat. Kuroo verstummte
 

“Ihr seid echt das Letzte!”, knurrte Konoha erbost und stieß Kuroo von sich und Akaashi hinunter. Akaashi richtete sich auf, klopfte sich die Kleidung ab und sah zuerst zu Kuroo und dann zu Kenma.

“Ich hab gar nichts gemacht, ich war nur da”, sagte Kenma. “Du hast Harfe gespielt”, sagte Kuroo und lachte. “Wie so ne Elfe.” Er hielt sich den Bauch. “Du warst das?”, fragte Akaashi. Kenma nickte. “Ja”, sagte er knapp. “Und dann, als wir hier rein kamen, dachtet ihr, ihr versteckt euch und erschreckt uns ein bisschen?", warf ihnen Konoha vor. “Ne ne, Dude. Ihr habt uns erschreckt. Wie die Treppe eingebrochen ist, dachte ich, wir kommen hier nicht mehr raus, weil die andere total zugestellt ist! Deswegen haben wir hier was gesucht, mit dem wir entweder über die kaputte kommen oder uns durch die andere schlagen können”, erklärte Kuroo.
 

“Langsam, bitte nochmal von vorne. Wir sollen euch erschreckt haben? Warum seid ihr überhaupt hier?”, fragte Konoha. Akaashi tauschte einen Blick mit Akaashi aus.
 

“Ähhm… Halloween? Verlassenes Schloss? N bisschen Romantik? Konnte ja nicht ahnen, dass Kenmas Liebeslied an mich gleich nen ganzen Volleyballclub anlockt.” Die Blicke gingen nun reihum. Nur Kenma schnaubte. “Aber bei euch wars doch auch n bisschen romantisch, nicht wahr?”, stichelte Kuroo. “Und wenns so wäre?”, fragte Akaashi angriffslustig. “Dann wäre ich der Letzte, der was dagegen hat. Wollt ihr also noch allein bleiben oder sollen wir die anderen suchen?”, fragte Kuroo. “Ich bleib keine Minute länger hier”
 

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“Und? Hast du die Sache klar gemacht?”, fragte Bokuto. Er wusste genau, dass Kuroo heute Abend besonders romantisch mit Kenma sein wollte und hat ihm Tipps gegeben. Viel Augenkontakt zum Beispiel und er hätte ihm eigentlich was Schönes kochen sollen und Wein einschenken und Schokolade kaufen, aber das hat Kuroo abgelehnt. Für Kenma war Essen nichts Besonderes, für Wein waren sie alle zu jung und mit Schokolade wollte er Kenma nicht in einen Zuckerrush versetzen. Und Kuroo fand es schön, das zu wissen, aber er wollte dennoch etwas Besonderes machen, deswegen war er mit ihm hierher gekommen, weil sie hier schon ein anderes erstes Mal hatten. Der Kuss vor einem halben Jahr war magisch. Die darauffolgenden waren nicht weniger schön oder atemberaubend. Aber dieser erste gemeinsame, der war einfach etwas ganz Besonderes.
 

“Was glaubst du denn, Sherlock?”, fragte Kuroo sarkastisch und sah kurz zurück zu Kenma, der ein paar Worte mit Akaashi austauschte, weil Bokuto Kuroo entwendet hat. “Also… wie wars?”, wollte Bokuto wissen. Kuroo legte sich die Hand an die Stirn und zog sie mit einem genervten Seufzen über sein Gesicht. “Es war gar nicht, weil ihr Idioten hier aufgetaucht seid”, zischte er. Bokuto zog den Kopf ein. “Hey! Ist doch nicht unsere Schuld, wenn du zu langsam bist” damit verdiente sich Bokuto einen Schlag auf den Hinterkopf. “Da gehts nicht um Geschwindigkeit, okay. Taktgefühl, aber mit wem spreche ich eigentlich? Bei dir ist ja Hopfen und Malz verloren”, sagte Kuroo und klopfte Bokuto auf die Schulter. Sein Blick ging zu Kaori, die wild über Bokuto und diesen ganzen Einfall schimpfte und Yukie, die gerade sogar zustimmte, weil ihr Vorrat aufgegessen war und sie Hunger hatte und nun auch etwas angespannt war.
 

“Hmm? Ach nicht doch, das läuft einwandfrei”, sagte Bokuto. Kuroo schüttelte amüsiert den Kopf und die beiden Streunerkatzen führten den verlorengegangenen Eulenhorst sicher in die Stadt hinunter.
 

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“Schläfst du heute Nacht bei mir?”, fragte Kuroo, als er mit Kenma an der Hand in ihre Gasse einbog. Kenma nickte. “Ja”, sagte er und verfasste umgehend eine Nachricht an seine Eltern. Sie waren das schon seit ihrer Kindheit gewohnt und waren jetzt auch nicht überrascht darüber, dass ihr Teenager bei seinem Freund übernachtete oder dieser bei ihm.
 

Im Hause Kuroo wurde Kuroos Mutter begrüßt, die mit einem Glas Rotwein im Wohnzimmer bei einem Buch saß. Dann gingen sie gemeinsam ins Zimmer, wo Kuroo ein T-Shirt und Shorts aus dem Schrank holte, um Kenma einen Pyjama zu ermöglichen. Kenma nahm die Sachen entgegen, aber hielt Kuroos reichende Hand fest.
 

“Kuro?” - “Kenma?” Kuroo wurde nervös.
 

“Danke für heute. Ich hatte einen schönen Abend und viel Spaß dabei und… ich hätte nichts dagegen, noch ein bisschen mehr Spaß zu haben”, sagte Kenma und schenkte Kuroo einen Blick, der diesem die Knie weich werden ließ.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Was Kenma zum Schluss meint, bleibt voll und ganz eure Interpretation überlassen. Wer mich kennt, weiß auch von meinem bisher nie abgewandten Headcanon eines asexuellen Kenmas, aber weil ich das nicht allen von euch IMMER aufdrängen möchte, hier ein Cliffhanger, den ich auch wirklich genau so stehen lasse, dass ihr euch alles ausmalen könnt, was ihr wollt ;)

Schönes Allerheiligen. Grüßt eure Verstorbenen von mir <3 Komplett anzeigen

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